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Phönizier - Wikipedia

Phönizier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Phönizier waren ein semitisches Volk der Antike und lebten hauptsächlich im Bereich des jetzigen Libanons und Syriens an der Mittelmeerküste. Sie lebten in voneinander unabhängigen Stadtstaaten. Die wichtigsten Städte waren:

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Name

Der Name "Phönizier" ist von der griechischen Bezeichnung "Phoinikes" abgeleitet. Der Begriff ist seit Homer belegt und ist im Zusammenhang mit griech.: φοίνιξ - "phoinix", purpurrot, zu sehen, welches sich auf das Rotfärben, ein typisch phönizisches Handwerk bezieht, welches sich weiterhin zu φοινός - "blutrot" stellt, in der Verwandtschaft zu φόνος - Mord und φονέω - töten steht. Übrigens haben sich die "Phönizier" selber nie Phönizier oder ähnlich genannt, sondern nach den Städten, aus denen sie kamen, z.B. "Sidonier" für Phönizier aus Sidon. Eine phönizische Kolonie war Karthago (im heutigen Tunesien). Die Karthager wurden von den Römern Poeni (Punier) genannt.

[Bearbeiten] Herkunft

In der griechischen Mythologie gilt der Phönix als Stammvater der Phönizier und ist Vater von Kadmos und Europa.

Nach Herodot stammten die Phönizier von den Kanaanitern ab und hatten ihren Ursprung im Gebiet des Persischen Golfs.

In der biblischen Völkertafel wird Sidon, der Urvater der Sidonier, als Sohn Kanaans (Enkel des Noah) bezeichnet (Genesis 10,15). Kanaan aber ist der Sohn Chams, fälschlicherweise oft auch Ham genannt, des Bruders von Sem und Japhet, nachdem die Sprachwissenschaft die Hamiten benannt hat. Interessant ist, daß cham im phöniz. / hebr. auch "rot" heißt.

[Bearbeiten] Sprache

Ihre Sprache war nordwestsemitisch.

[Bearbeiten] Geschichte

Im 8. Jahrhundert v. Chr. verloren die Phönizier ihre Unabhängigkeit und standen unter dem Einfluss der Assyrer. Im Jahr 701 v. Chr. eroberte das Neuassyrische Reich unter Sanherib Phönikien (außer Tyros).

Im 8. Jahrhundert sollen sie u.a. die Insel Thasos in der Nordägäis besiedelt und dort Bergwerke und Schmelzhütten betrieben haben.

Ab dem Jahr 586 v. Chr. Zugehörigkeit zum Neubabylonischen Reich, außer Tyros, welches einer 13jährigen Belagerung (von 585 bis 573 v. Chr.) standhalten konnte. Um 520 v. Chr. wiederum kam das Land schließlich unter persische Herrschaft, wobei die phönizischen Städte als persische Vasallenkönigtümer eingegliedert wurden. Unter persischer Herrschaft stellten sie mit ihren Schiffen einen großen Teil der persischen Kriegsflotte.

Im Auftrag des Pharaos Necho II. sollen sie um 600 v. Chr. eine große Expedition unternommen haben, von der Sinaihalbinsel ausgehend, mit Schiffen von ca. 40 m Länge, ausgestattet mit 40 Riemen (Ruderern) und einem Segel, über Somalia, den Äquator nach Südafrika, und dann entlang der Westküste Afrikas zurück ins Mittelmeer, so dass sie binnen 3 Jahren ganz Afrika umrundeten – eine Strecke von 30.000 km in unbekannten Gewässern. Die Fahrt wurde durch längere Landaufenthalte zum Säen und Ernten von Getreide unterbrochen. Diese Reise wurde von Herodot beschrieben, ist aber sonst nicht verifiziert. Für ihre Plausibilität spricht jedoch, dass nach seinem Bericht die Seefahrer verwundert waren, dass sie, westwärts fahrend, die Mittagssonne auf der rechten Seite (also im Norden) zu sehen bekamen – was Herodot selbst nicht glauben wollte.

Die Zerstörung von Tyros durch Alexander den Großen 332 v. Chr. und Karthagos durch die Römer 146 v. Chr. bedeutete das Ende der Phönizier.

[Bearbeiten] Wirtschaft

[Bearbeiten] Purpur

Die Phönizier waren die ersten bekannten Benutzer der Farbe Purpur (ein Farbton zwischen Rot und Violett). Quelle dieser königlichen Farbe war die Purpurschnecke (Murex trunculus). Phönikische Gewebe, insbesondere Purpurstoffe, waren in Griechenland sehr geschätzt.

[Bearbeiten] Holz

Purpur und die hervorragend für den Schiffbau geeignete Libanonzeder waren als natürliche Ressourcen maßgeblich am Aufstieg des Reiches beteiligt. Nach Vernichtung der Zedernbestände ging das ehemals mächtige Reich unter - ein eindrucksvolles Beispiel für die Folgen nicht nachhaltiger Nutzung. Das ursprünglich im Libanon mit 500.000 Hektar anzusetzende natürliche Areal ist heute auf 2.000 Hektar zusammengeschrumpft, davon gerade 342 Hektar Reinbestände, davon 85 Hektar nahe Tanourinne und Hadem und jeweils 40 Hektar bei Ain Zahalsa und Jebel Baroun. Es gibt nur noch einen einzigen Altbestand von 16 Hektar bei Besharri.

Die Zedern lieferten große dicke Stämme von sehr schönem, dauerhaftem und leicht zu bearbeitendem Holz. Dieses verwindet sich beim Trocknen nicht. Nicht nur der Holzhunger der Flotten von 2.700 vor Christus bis in das erste Jahrtausend nach Christus verschlang Hektar um Hektar. Begehrt war das Zedernholz auch für Paläste und Tempel im weiten Umfeld. Der erste Bericht stammt aus der Zeit des Pharao Senefru um 2750 vor Christus und erwähnt dessen Belieferung mit Zedernholz aus Byblos. Aber auch nach Mesopotamien wurde das Zedernholz geliefert, z.B. um 2.400 v. Chr. Lieferung für den Fürst Gudea in Lagasch viele 20-30 Meter lange Stämme. Als Phönizien zum Ägyptischen Reich gehörte, führten Zwangsarbeiter große Kahlschläge für die riesigen Tempelanlagen von Theben, Karnak und Memphis durch. Aber auch Gebrauchsgüter wie die Särge (auch die der Pharaonen) wurden aus dem aromatischen Holz hergestellt, das sogar als Räucherwerk verbrannt wurde. Auch Griechenland importierte z.B. für den Tempel der Diana in Ephesos Zedernholz aus Phönizien ebenso wie die Könige Israels, David und Salomon für den Tempelbau und ihre Palastbauten. Allein in der Bibel findet die Libanonzeder in 40 Kapiteln in 18 Büchern über hundertmal Erwähnung. Sie galt im Altertum als schönster Baum der Erde. Im salomonischen Tempel waren Säulen, Wände, Chor, Dachkonstruktion, das Allerheiligste und die Täfelung der Altäre aus Zedernholz. Zedernholzschindeln wurden als Dachabdeckung verwendet. Kein Wunder, dass 333. v.Chr. Alexander der Große im Südlibanon bereits kein Zedernholz mehr für seinen Bedarf für Schiffbau fand und diesen nur noch in entlegenen Gebieten des Anti-Libanon decken konnte. In Phönizien diente das Holz auch zur Herstellung hochwertiger Möbel und für Gebrauchsgegenstände. Auch das Harz wurde geschätzt und vielfach bis zum Einbalsamieren der ägyptischen Mumien verwendet.

Reich wurden die Phönizier aber letztlich durch ihren Handel, basierend auf ihren Kolonien und Stützpunkten und ihrer mächtigen Handelsflotte aus Libanonzedern andererseits.

[Bearbeiten] Seefahrt

Die Phönizier waren ausgezeichnete Seefahrer. Sie kolonisierten den Mittelmeerraum von Zypern über Sizilien bis Spanien und Portugal, bereisten Gadir, Cerne, und unter Hanno dem Seefahrer durchfuhren sie (von Karthago aus) Gibraltar und reisten bis zum Golf von Guinea. Sie handelten mit Britannien und kauften Zinn von den Gruben der Halbinsel Cornwall. Es gibt populärwissenschaftliche Theorien, nach denen die phönizischen Seefahrer bereits ca. zwei Jahrtausende vor Christoph Kolumbus den Weg über den Atlantik bis nach Amerika fanden – und regelmäßig befuhren. Sie werden aber durch keinerlei Funde gestützt.

Wir kennen phönizische Schiffe von Neo-Assyrischen Reliefs, etwa aus sargonischer Zeit aus Niniveh und Chorsabat, von Balawat aus der Zeit von Salmanasser II. Sie haben oft Entenköpfe an den Steven, die nach Innen oder Außen blicken können. D. Conrad unterscheidet drei Schiffstypen:

  • Küstenschiffe mit abgerundetem Rumpf: Sie wurden für den Lastentransport eingesetzt und sowohl gerudert als auch gesegelt. Sie waren in neu-assyrischer Zeit auch als Flussschiffe auf dem Euphrat in Gebrauch.
  • Kriegsschiffe hatten einen Rammsporn am Heck und einen flachen Rumpf. Oft sind an der Reeling Schilde aufgehängt. Sie wurden gerudert, hatten aber einen abnehmbaren Mast, dessen Halterung auf dem Kiel aufsaß.
  • Handelsschiffe hatten hohe Steven, oft mit einem Tierkopf. Sie waren rundlich, weshalb die Griechen sie später als gaulos bezeichneten, und wurden meist gerudert, hatten später aber auch Segel.

Es sind kaum phönizische Schiffsabbildungen bekannt. Eine Ausnahme bildet das Siegel des Onijahu und ein Stempelabdruck auf einem Amphorenhenkel aus Akkon, der 1983 in Areal K gefunden wurde. Das Schiff hat an beiden Enden gleichhohe hochgezogene Steven, von denen der am Heck in einem Entenkopf endet. Das Schiff hat einen einzelnen Mast mit einem Ausguck (Krähennest) und einem quadratischen Segel. Diese Art von Handelschiff war zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert in Gebrauch. Quadratische Segel kamen im 2. Jahrtausend in Gebrauch, im 1. Jahrtausend wurde dann der Rammsporn erfunden.

[Bearbeiten] Schrift

Die Phönizier schufen die Urform des europäischen Alphabets, s. *Phönizisches Alphabet.

[Bearbeiten] Phönizische Religion

Tierarten in Tempel 1 von Kition, nach Nobis 2000
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Tierarten in Tempel 1 von Kition, nach Nobis 2000

Die Phönizier hatten einen höchsten Gott El sowie mehrere Stadtgötter, als bevorzugte weibliche Gottheit Astarte, und den Vegetationsgott Adonis. Aus den Ausgrabungen des Astarte-Tempels in Kition (Zypern) im Jahre 1962 durch das Department of Antiquities liegen 1328 Zähne und Tierknochen vor, die durch den Archäozoologen Günter Nobis analysiert wurden. Sie datieren um 950 v. Chr., ca. 25% wurden tierartlich bestimmt. Die Knochen der geopferten Tiere wurden in Gruben auf dem Tempelgelände (bothroi) deponiert. Das häufigste Opfertier war das Schaf (viele Lämmer), gefolgt vom Rind. Vier vollständige Schafskelette imVorhof von Tempel 1 werden von Nobis als Bauopfer gedeutet. In der Nähe des Altars lagen 15 Rinderschädel, meist von noch nicht völlig ausgewachsenen Stieren (unter zwei Jahren). Die Schädel wurden vielleicht auch im Kult verwendet, worauf Bearbeitungsspuren an den Schädeln deuten. Manche Schulterblätter sind gekerbt, vielleicht wurden sie bei Orakeln verwendet. Von Schaf und Rind liegen jedoch die verschiedenen Körperteile in durchaus unterschiedlichen Anteilen vor, sodass bezweifelt werden kann, dass immer ganze Tiere geopfert wurden bzw. im Tempelbereich verblieben. Die geopferten Esel entsprechen in der Größe den rezenten Hauseseln. Unter den zwölf Damhirschresten befinden sich auch Geweihfragmente, leider macht Nobis keine Angaben, ob es sich um schädelechte- oder Abwurfstangen handelt – die Bedeutung des Damhirsches als Opfertier (Dionysos?) ist so also vielleicht überbewertet. Außer den Geweihen liegen nur Beinknochen vor. Leider wurden die Vogelknochen nicht tierartlich bestimmt, sodass sich die Frage nach Taubenopfern, in einem Astarte-Tempel nach den Schriftzeugnissen zu erwarten, nicht klären lässt.

Anteile der Körperteile des Schafes in Tempel 1 von Kition
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Anteile der Körperteile des Schafes in Tempel 1 von Kition

Aus einer Opfergrube von Tempel 4 im Heiligen Bezirk von Kition liegt auch ein einzelner Schweine-Humerus vor.

[Bearbeiten] Siegel

Als Siegel wurden zwischen dem 9. und 6. Jh meist Skarabäen, seltener Würfel verwendet. Sie wurden nicht nur in Phönikien selber, sondern auch in Griechenland und im westlichen Mittelmeerraum gefunden.

[Bearbeiten] Phönizier und moderne Identitäten

Bereits seit dem 19. Jh gibt es Versuche, die Bewohner des Libanon, insbesondere die Angehörigen der maronitischen Kirche (zur der die meisten Christen im Libanon gehören) mit den Phöniziern gleichzusetzen und sich so sowohl von den Juden wie auch den Arabern abzugrenzen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Arvid Göttlicher: Die Schiffe der Antike. Darmstadt 1985.
  • Gerhard Herm: Die Phönizier - Das Purpurreich der Antike. Econ, Düsseldorf 1980, ISBN 3-430-14452-3. (Populär)
  • A. Kaufman: Reviving Phoenicia - in search of identity in Lebanon. Jerusalem 2004.
  • Glenn E. Markoe: Die Phönizier. Darmstadt 2003, ISBN 3806218161.
  • Sabatino Moscati: Die Phöniker. Von 1200 v.Chr. bis zum Untergang Karthagos. Zürich 1966.
  • H.-P. Müller: Religionen am Rande der griechisch-römischen Welt: Phönizier und Punier. in: H.-P. Müller - F. Siegert: Antike Randgesellschaften und Randgruppen im östlichen Mittelmeerraum (Münsteraner Judaistische Studien 5), Münster 2000, S. 9-28.
  • Michael Sommer: Die Phönizier - Handelsherren zwischen Orient und Okzident. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3520454017.
  • Günter Nobis: Tierreste aus dem phönizischen Kition. Periplus : Festschrift für Hans-Günter Buchholz zu seinem achtzigsten Geburtstag am 24. Dezember 1999, herausgegeben von Paul Åström und Dietrich Sürenhagen, 121-134 (Göteburg 2000).
  • D. Conrad: Stempelabdruck eines Schiffes von Tell el-Fuhhar (Tel Akko). Periplus : Festschrift für Hans-Günter Buchholz zu seinem achtzigsten Geburtstag am 24. Dezember 1999, herausgegeben von Paul Åström und Dietrich Sürenhagen, 37ff

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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