Schachblindheit
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Schachblindheit bezeichnet im Schach das Übersehen einer offensichtlichen, unmittelbaren Drohung des Gegners. Dies kann zum Beispiel eine Mattdrohung oder ein Figurenverlust sein, der meist zum sofortigen Verlust führt, es sei denn beide Spieler sind schachblind. Es gibt auch Fälle, in denen eine Partie aufgegeben wird, obwohl die Lage keineswegs hoffnungslos ist. Begünstigt wird das Auftreten der Schachblindheit durch Zeitnot.
Der Arzt und Schachgroßmeister Siegbert Tarrasch bezeichnete die Schachblindheit in seinem Werk Die moderne Schachpartie (2. Auflage Leipzig 1916, S. 452–455) auch als Amaurosis scachistica. Während Jacques Mieses sie auf Ermüdung des Gehirns zurückführt, vermutet Tarrasch hochgradige Erregung als Ursache, die dazu führt, dass aufgrund übermäßiger Konzentration offensichtliche Stellungsmerkmale nicht mehr wahrgenommen werden.
Schachblindheit kommt bei Spielern jeder Spielstärke vor, lediglich Schachprogramme sind dagegen gefeit, weil sie im Rahmen ihres Rechenhorizonts keine offensichtlichen taktischen Fehler machen. Allerdings sind auch bei guten menschlichen Spielern extreme Fälle von Schachblindheit selten.
Schachblindheit darf nicht verwechselt werden mit dem Blindschach oder dem Blindenschach.
[Bearbeiten] Beispiel
In dieser für ihn klar besseren Stellung spielte der spätere Schachweltmeister Tigran Petrosjan in seiner Partie gegen David Bronstein (Amsterdam 1956) den „schachblinden“ Zug 36. Se4-g5, worauf Schwarz einfach mit 36. ... Sf5xd6 die weiße Dame schlagen konnte.
[Bearbeiten] Literatur
- Emil Gelenczei: So spielt ihr Schach: ein Studium über die Schachblindheit. Caissa Chess Books, Kecskemét 1997