Schulschiff
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Schulschiff ist die Bezeichnung für Schiffe, die zu Ausbildungszwecken für angehende Offiziere der Marine oder nautischen oder technisches Personal in der Handelsschifffahrt unterhalten werden. Schulschiffe sind oft Regel Segelschiffe (Großsegler), auf denen die praktische Seemannschaft erlernt werden soll. Es werden aber auch ehemalige Handelsschiffe oder Spezialschiffe als Schulschiffe eingesetzt.
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[Bearbeiten] Schulschiffe der Marine
Bei der Marine werden auf einem derartigen Schiff neben einer Stammmannschaft aus Berufs- und Zeitsoldaten eine bestimmte Anzahl von Kadetten zusammengestellt, die dann im Rahmen von Auslandsreisen mit dem Schulschiff zum einen in den üblichen militärischen Fächern ausgebildet werden, zum anderen aber auch zu repräsentativen Zwecken in quasi diplomatischer Mission unterwegs sind.
Die Bundesmarine unterhielt bis 1990 zwei derartige Schiffe: Das Segelschulschiff „Gorch Fock“, das immer noch aktiv ist, und das „Schulschiff Deutschland“, das bis 1990 im Dienst stand und 1994 in Indien verschrottet wurde.
[Bearbeiten] Segelschulschiffe
Segelschulschiffe sind von Kriegs- und Handelsmarinen, aber auch von Vereinen und Organisationen in Fahrt gehaltene Großsegler zur Ausbildung des seemännischen Nachwuchses. Es handelt sich entweder um speziell für Ausbildungszwecke konzipierte Schiffe (z.B. die “Gorch Fock” (II) der Bundesmarine der BRD) oder um umgebaute Frachtsegler (z.B. die “Krusenstern” der UdSSR). Im Deutschen Reich unterhielt der Deutsche Schulschiff-Verein Bremen von 1900 bis 1925 drei eigene Segelschulschiffe. Zivile Segelschulschiffe wurden bis nach dem Zweiten Weltkrieg meist auch zu Frachtfahrten eingesetzt. Heute nehmen einige zivile Segelschulschiffe auch zahlende Passagiere zur Finanzierung des Unterhalts des Schiffs mit auf Fahrt. Nach dem endgültigen Aus für die letzten Frachtsegler hat sich bis heute ein erstaunlich dichtes Netzwerk aus privaten und Segelschulschiffen in Stiftungsbesitz gebildet. Die Flotte reicht von zahllosen historischen Kleinseglern bis hin zu echten Großseglern.
[Bearbeiten] Bekannte deutsche und ausländische Segelschulschiffe
[Bearbeiten] Schulschiffe der Handelsschifffahrt
[Bearbeiten] Deutsche Schulschiffe
In der Handelsschifffahrt sind Schulschiffe heute nur noch vereinzelt in Gebrauch, da im Alltag an Bord die „praktische“ Seemannschaft kaum noch benötigt wird. Die nötige Praxis an Bord erlangen angehende Seeleute heute durch Praktika, die in der Regel an Bord von Handelsschiffen durchgeführt werden.
Die bekanntesten deutschen Segelschulschiffe waren die „Pamir“ und die „Passat“. Nachdem die „Pamir“ 1957 in einem Sturm im Nordatlantik unterging, wurde die Passat nicht mehr für die seemännische Ausbildung eingesetzt. 1959 wurde die „Passat“ vor dem Abwracken gerettet und in Travemünde aufgelegt, wo sie besichtigt werden kann.
Das „Schulschiff Deutschland“ der Handelsschifffahrt wurde bis vor kurzem als Wohn- und Ausbildungsplatz für die Seemannsschule in Bremen eingesetzt. Nachdem es hierfür nicht mehr benötigt wurde, kann es heute in Bremen-Vegesack besichtigt werden.
Das letzte deutsche Segelschulschiff der Handelsschiffahrt ist die Ketsch „Seute Deern“ (nicht zu verwechseln mit dem Museumsschiff „Seute Deern“ in Bremerhaven). Nachdem es für angehende Kapitäne keine Pflicht mehr war, auf einem Segelschiff zu lernen, wird sie seit 1972 vom Verein Clipper DJS für Jugendsegelfahrten eingesetzt.
Lediglich die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven betreibt über Vereine noch je ein Schulschiff an den Standorten Elsfleth und Leer: in Elsfleth ist es das Segelschulschiff „Großherzogin Elisabeth“, in Leer das Ausbildungsschiff „Aurora“, ein ehemaliger Tonnenleger. Mit beiden Schiffen werden im Rahmen der seemännischen Ausbildung auch Fahrten unternommen.
Aufgrund des Mangels an qualifizierten deutschen Seeleuten gehen inzwischen Reeder dazu über, teilweise Schiffe speziell für die Ausbildung auszurüsten bzw. verstärkt Praktikumsplätze an Bord anzubieten. So lässt z.B. das Bremer Unternehmen Beluga Shipping in einige Neubauten ein extra Deck einbauen, auf dem insgesamt acht angehende Seeleute untergebracht und ausgebildet werden können. Einen anderen Weg beschreitet das Bremer Unternehmen Harren & Partner, das im September 2006 ein Ausbildungsschiff, die „Hanseatic Explorer“, in Dienst gestellt hat. Dieses Schiff, das eher einer Yacht gleicht, ist speziell für die Ausbildung von seemännischem Personal gebaut worden.
[Bearbeiten] Schulschiffe anderer Nationen
In vielen Staaten wird in der zivilien und militärischen Seefahrt nach wie vor wird an der Tradition der Segelschulschiffe festgehalten. So wurden in den 80er- und 90er-Jahren des letztes Jahrhunderts auf der Danziger Werft sechs weitestgehend identische Schulschiffe gebaut, die auch heute noch im Einsatz sind. Es handelte sich dabei um die Schiffe Dar Mlodziezy (Polen), Mir, Nadesha und Pallada (alle Russland) sowie Chersones und Druzhba (alle Ukraine) Die in Deutschland bekanntesten Schiff dieser Serie sind die Chersones und die Mir, auf denen auch die Möglichkeit besteht, als Mitsegler (Trainee) an Reisen teilzunehmen.
Weitere bekannte Segelschulschiffe sind z.B. die russischen Viermastbarken Kruzenshtern und Sedov, welche ebenfalls, wie die meisten von der Handelsmarine betriebenen Segelschulschiffe, Trainees an Bord nehmen. Keine Mitsegelmöglichkeiten bestehen i.d.R. auf allen Segelschulschiffen, die von den Kriegsmarinen ihren jeweiligen Eignerstaaten betrieben werden. Beispiele hierfür sind die protugiesische Sagres oder die für die US Coast Guard fahrende Eagle.