Ungarisches Wappen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das ungarische Wappen ist zweigeteilt, heraldisch rechts das sogenannte alte Wappen, heraldisch links das sogenannte neue Wappen. Vermutlich ist das neue Wappen aber älter.
Hinweis: Die heraldisch rechte Hälfte liegt für den Betrachter auf der linken Seite, da die Blasonierung (Beschreibung) von Wappen immer aus Sicht des Trägers des Schilds erfolgt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einzelne Bestandteile
[Bearbeiten] Das Doppelkreuz
Das „neue“ Wappen, das eigentlich das ältere ist, zeigt ein silbernes (weißes) Doppelkreuz (Patriarchenkreuz) auf drei grünen Hügeln und einer Krone stehend mit rotem Hintergrund. Das Doppelkreuz stammt aus dem 9. Jahrhundert, die drei Berge (Tátra, Fátra, Mátra) aus dem frühen 14. Jahrhundert, die Krone unter dem Kreuz wurde am Anfang des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. Details siehe unter Wappen der Slowakei. Die häufige Ansicht, dass es sich um ein Kreuz handelt, das der Papst dem ersten christlichen König Ungarns, dem Heiligen Stephan um das Jahr 1000 verliehen habe, ist umstritten. Sie soll im 12. Jahrhundert entstanden sein, als Stephan ein Doppelkreuz vom Papst erhielt. Andere Quellen behaupten, sie sei erst im 15. Jahrhundert nach einer Legende aus dem 12. Jahrhundert entstanden, die zudem lediglich besagt, dass Stephan nur ein herkömmliches Kreuz (d. h. kein Doppelkreuz) erhielt.
Das „neue“ Wappen stand im Mittelalter zeitweise für das Neutraer Fürstentum bzw. für nördliche Teile des Königreichs Ungarn (seit dem 18./19. Jahrhundert als Oberungarn bekannt), d.h. etwa das Gebiet der heutigen Slowakei. Das ist einer der Gründe, warum es, offiziell seit 1848, als Wappen der Slowakei (damals zunächst des Slowakischen Nationalrats) dient. Einziger Unterschied zum "neuen Wappen" ist das Fehlen der Krone und die Verwendung der "slawischen Farben" blau - weiß - rot statt der ungarischen grün - weiß - rot.
[Bearbeiten] Die Querstreifen
Das „alte“ Wappen zeigt jeweils vier rote und vier silberne (weiße) Querstreifen. Seine Entstehung und Bedeutung sind umstritten. Allem Anschein nach entstand es als Symbol der ungarischen Herrscher des südlichen Grenzherzogtums Ungarns, das am Ende des 11. Jahrhunderts in Kroatien und Dalmatien geschaffen wurde. Als erster hat es der Grenzherzog Emmerich von Árpád, der spätere ungarische König (1196–1204), verwendet und dann sein Nachfolger in Kroatien, Andreas, der ebenfalls später König von Ungarn war (1205–1235). Nach anderer Ansicht ist das Wappen erst 1198 entstanden, als Emmerich die Prinzessin Konstanzia von Aragón heiratete und dabei sein eigenes Wappen durch eine Abänderung des Wappens des Aragón-Geschlechts (dem heutigen Wappen Spaniens) schuf. Es gibt auch die Meinung, dass das „alte“ Wappen eine bestimmte Bedeutung hatte. Die häufigsten Deutungen sind:
- es war ein Symbol der Árpáden (Gegenargument: Es wurde nicht vererbt)
- es war ein Symbol der Vereinigung aller Länder des Ungarischen Königreichs
- die vier Streifen symbolisierten die vier Hauptflüsse des Königreichs (Donau, Theiß, Drau und Save)
[Bearbeiten] Die Krone
Gekrönt ist das Wappen von der Stephanskrone, der ungarischen Königskrone.
[Bearbeiten] Geschichte
Als erstes Wappen des Königs im eigentlichen Sinne wurde um 1189 das „neue“ Wappen von Béla III. bei einem Kreuzzug verwendet, damals allerdings ohne die drei Berge. Seine Nachfolger Emmerich (1196–1204) und Andreas II. (1205–1235) verwendeten das „alte“ Wappen. Als das Land unter Béla IV. (1235–1270) 1262 vorübergehend in zwei Teile aufgeteilt wurde, war das „neue“ Wappen das Symbol des nordwestlichen Teils und das „alte“ Wappen das des anderen Teils unter der Oberhoheit Stephans V. Der letzte König aus dem Geschlecht der Árpáden, Andreas III. (1290–1301), verwendete wieder das Doppelkreuz. In der Zeit der Thronkämpfe nach dem Aussterben der Árpáden verwendete der böhmische König Ladislaus V. (1305–1306) sowie sein Nachfolger Otto von Bayern (1305–1307), die nur die Slowakei und das Burgenland beherrschten, das „neue“ Wappen, und zwar bereits einschließlich der drei Berge. Karl Robert von Anjou (1307–1342) hingegen verwendete ein zweigeteiltes Wappen bestehend aus dem Symbol der Anjou-Familie sowie aus dem „alten“ Wappen (Streifen) des ehemaligen Königs Stephan V. (siehe oben), dessen Tochter Maria er heiratete.
Ab dem späten 14. Jahrhundert wurde das „neue“ Wappen sowohl als Symbol für Oberungarn (partes Danubii septentrionales, partes regni superiores, d. h. das Gebiet der heutigen Slowakei und im nordöstlichen Ungarn) verwendet, als auch ein Symbol der ungarischen Könige. Als Symbol für Oberungarn wurde es dabei eher zusammen mit den drei Bergen verwendet, als das Symbol der ungarischen Könige hingegen eher ohne die drei Berge. So war das Staatssymbol von Ludwig dem Großen (1342–1382) ein viergeteiltes Wappen, das unter anderem aus dem Symbol von Karl von Anjou (das seinerseits das „alte“ Wappen enthielt) als dem Symbol für die südlichen Teile Ungarns (partes regni inferiores) und daneben aus dem „neuen“ Wappen als dem Symbol für Oberungarn zusammengesetzt ist. Ein gutes Beispiel für die Doppelbedeutung des Doppelkreuzes ist das große Siegel des Königs Sigismund von Luxemburg (1387–1437). Dieses enthält zwar in der Mitte das „neue“ Wappen, ist aber von im Kreis platzierten Wappen der von Sigismund beherrschten Gebiete umgeben, unter denen sich unter anderem das „alte“ Wappen als das Symbol für Pannonien und das „neue“ Wappen ein zweites Mal als das Symbol für Oberungarn befindet.
Seit die Habsburger 1526 die Könige dessen geworden sind, was vom Königreich Ungarn nach den türkischen Eroberungen übrig geblieben ist, wurde das heutige ungarische Symbol verwendet. Die kleine Krone unter dem Kreuz kam allerdings erst im 17. Jahrhundert hinzu.
Zeitweise gab es ein großes Staatswappen, das, wie das König Sigismunds, auch aus den Symbolen anderer Landesteile bestand und in der Mitte das heutige Wappen hatte.
Dieses Wappen ersetzte Lajos Kossuth während der Revolution 1848/1849 durch das heutige Wappen, allerdings ohne die Krone, um die Unabhängigkeit Ungarns zu symbolisieren. Außerdem hatte das Kossuth-Wappen eine besondere, oben und auf den Seiten nach innen gewölbte Form. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde das große Wappen wieder eingeführt - es bildete später, zusammen mit einem mit dem kaiserlich österreichischen Doppeladler, das Wappen der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie; es wurde nach dem Ersten Weltkrieg endgültig abgeschafft. Kurze Zeit galt wieder das Wappen Kossuths, ab Ende 1919 galt wieder das heutige, aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Wappen, mit der Stephanskrone auf dem Wappen und zwei seitlich schwebenden Engeln erweitert.
Dieses Wappen galt nicht ohne Unterbrechungen: Im Zweiten Weltkrieg wurden Nazisymbole hinzugefügt, 1946-1949 galt das Kossuth-Wappen. Anschließend gab es im kommunistischen Ungarn zunächst bis 1956 das sogenannte Rákosi Wappen, das Hammer und Ähre (als Symbol für Arbeiter und Bauern), eingerahmt wiederum von Getreideähren, beleuchtet vom kommunistischen roten Stern darstellt. Dieses Wappen war auch auf der der damaligen Flagge Ungarns abgebildet, für die kurze Zeit der ungarischen Revolution im Jahr 1956 wurde es wieder entfernt. In dieser Zeit galt wiederum das Kossuth-Wappen, bis die Revolution noch im selben Jahr niedergeschlagen wurde. Danach ließ die ungarische Regierung wieder ein neues Wappen entwerfen. Im neuen Kádár-Wappen wurde im Gegensatz zum alten Rákosi-Wappen die Ähre und der Hammer durch ein staatsfarbenes gebogenes (ähnlich dem Kossuth-Wappen) Wappen ersetzt und die seitlichen Ähren nun von einem roten bzw. rot-weiß-grünen Band umlaufen. Im Sommer 1990, gab es im ungarischen Parlament teils heftige Diskussionen über das neue „nicht-kommunistische“ Wappen Ungarns. Viele Abgeordnete sprachen sich für das Kossuth-Wappen, also das nach innen gebogene ohne Stephanskrone aus, doch schließlich setzte sich das heutige Wappen bei der Abstimmung durch.
[Bearbeiten] Siehe auch
Albanien | Andorra | Belgien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Dänemark | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich | Griechenland | Irland | Island | Italien | Kroatien | Lettland | Liechtenstein | Litauen | Luxemburg | Malta | Mazedonien | Moldawien | Monaco | Montenegro | Niederlande | Norwegen | Österreich | Polen | Portugal | Rumänien | Russland | San Marino | Schweden | Schweiz | Serbien | Slowakei | Slowenien | Spanien | Tschechien | Türkei | Ukraine | Ungarn | Vatikanstadt | Vereinigtes Königreich | Weißrussland
Wappen der Staaten von: Afrika | Asien | Nordamerika | Südamerika | Ozeanien | Übersicht aller Nationalwappen