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Weltwirtschaftsforum - Wikipedia

Weltwirtschaftsforum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) ist eine private Stiftung mit Sitz in Genf. Neben zahlreichen regionalen Anlässen organisiert die Stiftung jährlich im Januar eine Jahrestagung - meist im schweizerischen Davos, in welcher sich Wirtschaftsführer, Politiker und Persönlichkeiten aus der Gesellschaft treffen. Häufig wird die Abkürzung WEF mit dem Jahrestreffen gleichgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Klaus Schwab, geboren in Deutschland, legte 1969 als Professor für Wirtschaft an der Universität Genf den Grundstein für das WEF und startete 1971 die European Management Conference, die 1987 in World Economic Forum umbenannt wurde.

Ich dachte mir, Europa aufzurütteln und den Leuten die fortschrittlichsten Management-Konzepte vorzustellen sei eine gute Sache“, so Klaus Schwab

Das erste Forum war ein voller Erfolg. Dank immer globalerer Ausrichtung der Unternehmen gewann es mehr und mehr an Bedeutung. In den 80er Jahren nahmen dann auch Vertreter aus Politik und Wissenschaft am WEF teil. Inzwischen ist das WEF einer der größten Anlässe seiner Art, hat ein Budget von rund 60 Mio. USD und kooperiert mit zwischenstaatlichen Institutionen wie der WTO, der Weltbank und dem IWF.

[Bearbeiten] Organisation

Die Stiftung wird von über 1000 weltweit führenden Wirtschaftsunternehmen getragen. Die Stiftungsmitglieder müssen dabei entweder über einen genügend hohen Umsatz verfügen oder eine wichtige gesellschaftliche Stellung einnehmen. Präsident der Stiftung ist Klaus Schwab. Neben dem Jahrestreffen finden Regionaltreffen statt; unter anderem der jährliche „Central- and Eastern European Summit“ in Salzburg. Er wurde später in „European Economic Summit“ umbenannt.

[Bearbeiten] Das Jahrestreffen in Davos

Die jährlichen Gipfeltreffen im schweizerischen Davos behandeln globale Themen „to improve the state of the world“. Es treffen sich die über 2000 Vertreter der Mitglieder – meist deren Firmenchefs -, hunderte Politiker und Personen aus Kultur und Gesellschaft. In den letzten Jahren ist das Treffen zu einem weltweiten Medienereignis geworden.

Die Volksrepublik China will als Gegenstück zum Treffen in Davos, das regelmäßig im Winter stattfindet, ein Sommer-Weltwirtschaftstreffen einrichten, hieß es am 21. Februar 2006. Einem Vertreter der chinesischen Regierung zufolge wird der Start für das Jahr 2007 anvisiert. Das Forum in China soll demnach den Fokus auf aufstrebende Unternehmen richten. Eine schriftliche Vereinbarung mit den Davoser Veranstaltern dazu gebe es bereits.

[Bearbeiten] Initiativen

[Bearbeiten] Global Institute for Partnership and Governance

Viele der heutigen globalen und regionalen Probleme sind zu groß und zu komplex, um von den betroffenen Staaten alleine gelöst zu werden. Deswegen gründete das World Economic Forum das Global Institute for Partnership and Governance (Globales Institut für Partnerschaft und Regierungen).

Diese Initiative des WEF kombiniert die Kenntnisse von verschiedenen Institutionen und Regionen in berufs- und länderunabhängigen Teams. Diese werten die von der Institution gesammelten Daten von Analysen und Forschung aus und erstellen einen Bericht.

[Bearbeiten] Globale Gesundheitsinitiative (GHI)

HIV/Aids, Tuberkulose (TB) und Malaria stellen in der modernen Zeit einige der größten Herausforderungen für den globalen ökonomischen Fortschritt und die gesellschaftliche Stabilität dar. Die globale Gesundheitsinitiative (GHI) arbeitet für eine stetige Steigerung der Menge und Qualität der Unterstützung aus dem privaten Sektor gegen diese drei Krankheiten. Die GHI unterstützt eine Gemeinschaft von mehr als 170 Unternehmen und kollaboriert mit dem gemeinschaftlichen Programm der Vereinten Nationen gegen HIV und Aids (UNAIDS), dem Weltgesundheitsorganisations-Programm "Stop TB" (WHO) sowie auch mit der Partnerschaft "Roll Back Malaria", eine Gemeinschaft von regionalen Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen. Unternehmen können die von der GHI zur Verfügung gestellten Netzwerke und Ressourcen nutzen um existierende gemeinschaftliche Gesundheitsprogramme zu verbessern oder neue Programme zu erarbeiten..

[Bearbeiten] E-Learning Bildungs-Initiative (Jordanien Bildungsinitiative)

Für viele Entwicklungsländer ist es schwierig, den Bürgern eine qualitativ gute Bildung zu ermöglichen. Eine schlechte oder nicht vorhandene Koordination und Mangel an Ressourcen sind solche Gründe. Deswegen wurde Jordanien zur Pilotnation für dieses Projekt ausgewählt. Ziel ist, die öffentliche Bildung durch neue Modelle der Öffentlich-Privaten Partnerschaften zu ersetzen. Die Initiative konzentriert sich in erster Linie auf eine Verbindung der modernen, aber auch der traditionellen, Lernansätze. In die Tat umgesetzt wurde ein Mathematik-Lehrplan. In nächster Zeit werden auch Lehrpläne für Wissenschaft, Englisch und Arabisch eingeführt. Während der letzten zwei Jahre haben 45 Organisationen, 17 globalen Gesellschaften, 17 lokale Firmen sowie 11 staatliche und nicht-staatliche Institutionen Investitionen von über 15 Milliarden US-$ in diese Initiative geleitet.

[Bearbeiten] Globales Treibhausgas Register (GGGR)

Dies ist ein vom World Economic Forum geschaffenes Forum zur Diskussion der weltweit steigenden Treibhausgasemissionen. Dieses Forum fördert den Dialog zwischen den Unternehmen, den Regierungen, den nicht-staatlichen oder internationalen Organisationen, sowie auch anderen Parteien, die daran interessiert sind die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Durch die Teilnahme am Register sind die Unternehmen in der Lage, die Auswirkungen ihrer Treibhausgasemissionen zu porträtieren, den Beitrag des privaten Sektors zu verifizieren und gemeinsam gegen den globalen Klimawechsel anzugehen.

[Bearbeiten] Wasser-Initiative

Frisches Wasser ist die Schlüsselressource des 21. Jahrhunderts. Diese Initiative des WEFs erleichtert den Dialog zur nachhaltigen Entwicklung und Ausrottung von Armut, zur besseren Verwaltung des Wassers und die Verbesserungen der Partnerschaften. Diese Initiative versucht auch die Qualität und Menge des Wassers für die Nutzung in der Wirtschaft und für die Gemeinschaften zu verbessern.

[Bearbeiten] Initiative gegen die Korruption

Die Bewegung "Partnering Against Corruption Initiative" (PACI) wurde vom WEF im Januar 2004 ins Leben gerufen. Von den führenden CEOs des World Economic Forums eingeleitet, hilft diese Initiative, den Firmen im Kampf gegen die Bestechung und die Korruption. Die teilnehmenden Firmen haben mit dem Unterzeichnen der Stützaussage zu den PACI-Prinzipien einer "null Toleranz" zur Bestechung und zu jeglicher Art von Korruption zugesagt. Die PACI-Prinzipien wurden von den internationalen Geschäftsgrundsätzen für Transparenz und dem Widersprechen von Bestechung abgeleitet.

[Bearbeiten] IT-Zugang für jedermann

Diese Initiative wurde von den Abgesandten für IT/Telekommunikation während des Meetings 2004 in Davos gegründet. Sie erforscht die Bedeutung und die Möglichkeit der Entwicklung einer einfachen und preiswerten Wireless/Internet-Vorrichtung, die in den Entwicklungsgebieten der Welt erschwinglich ist. Sie wurde auch ins Leben gerufen, um das Entwickeln eines neuen Öffentlich-Privaten Zusammenarbeitsmodells zwischen der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und der Regierung voranzutreiben, und haben dazu Brasilien als Pilotmarkt ausgewählt.

[Bearbeiten] Globale korporative Staatsbürgerschafts-Initiative

Diese Initiative versucht Firmen zu helfen, den entwickelnden Erwartungen der Gesellschaft, betreffend der Verantwortlichkeit in der globalen Wirtschaft, zu entsprechen. Sie konzentriert sich auf die Führungsrolle der GeneraldirektorenInnen, der Direktionen und der Schlüsselstellen zur Verpflichtung für eine korporative Staatsbürgerschaft.

[Bearbeiten] Der Rat der 100 Führer: Westlich-Islamischer Dialog

Der Rat der 100 Führer gehört zu den einflussreichsten Gemeinschaften von Politischen-, Religiösen-, Wirtschaftlichen-, Medialen- und Meinungs-Führern der westlichen und islamischen Welt. Er zielt auf den Aufbau einer Kultur von Respekt und Zusammenarbeit zwischen den beiden Gesinnungsgemeinschaften und versucht, die Spannungen und das Misstrauen durch Dialog und praktische Programme der Zusammenarbeit zu überwinden. Er unterstützt Projekte, die die zivilen sozialen Bindungen zwischen den westlichen und islamischen Gesellschaften stärkt.

[Bearbeiten] Globale Regierungsgewalts-Initiative

Diese Initiative überwacht die Bemühungen und die Mitarbeit, um die allgemein vereinbarten Ziele der Vereinten-Nationen-Millenniums-Erklärung zu erzielen. Die Zielsetzung der Erklärung, in Bezug auf die Armut, Gesundheit, Ausbildung, das Klima, die Menschenrechte und den Hunger, bezieht sich auf das Jahr 2015. Die Initiative bemüht sich, größere Transparenz in die Bemühungen der Regierungen, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und den internationalen Organisationen zu bringen, die gebildet werden, um diese Ziele zu erreichen.

[Bearbeiten] Global Competitiveness Report

Bekannteste Publikation des Weltwirtschaftsforums ist der jährlich veröffentlichte "Global Competitiveness Report" mit einem internationalen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften. Neben dem "World Competitiveness Yearbook" des Lausanner International Institute for Management Development, IMD, und dem "Internationalen Standort-Ranking" der Bertelsmann-Stiftung ist dieser Bericht einer der bekanntesten Versuche, Rangfolgen von Volkswirtschaften herzustellen. Die Aussagekraft dieser Rankings wird allerdings vielfach bezweifelt. So kommen vom deutschen Bundesfinanzministerium beauftragte Gutachter zum Schluss, aus wirtschaftspolitischer Sicht sei "ihr diagnostischer und therapeutischer Gehalt - vorsichtig ausgedrückt - gering."

[Bearbeiten] Kritik

Das Weltwirtschaftsforum bietet immer wieder Anlass zu öffentlicher Kritik und Demonstrationen. Da es sich beim WEF um eine von Globalisierungskritikern als neoliberal angesehene Organisation handelt, zieht es die Aufmerksamkeit zahlreicher linker Gruppen auf sich – ähnlich wie der G8-Gipfel oder die WTO wird das WEF als "Symbol des Kapitalismus" betrachtet. Zu den Protesten gegen das WEF gehört auch das "andere Davos", ein Forum, größtenteils von Attac Schweiz organisiert, das sich mit allen Themen der Globalisierung auseinandersetzt. So hatten auch eine Gruppe Schauspieler ihre Hauptprobe im "anderen Davos", bevor sie beim Public Eye on Davos spielten. Dazu kommen jedes Jahr noch überall in der Schweiz Demonstrationen, Filmabende, Diskussionsveranstaltungen und Konzerte gegen das WEF. Davos und die umliegenden Gebiete gleichen während des WEFs einer militärischen Sicherheitszone, das Recht auf Versammlungsfreiheit wird teilweise drastisch eingeschränkt. Die Einsätze der Polizei und auch das Aufgebot der Armee (2005 standen etwa 5500 Soldaten im Einsatz) geraten dabei öfters in die Schlagzeilen wegen übertriebener Maßnahmen und Überwachung. Die Gewährleistung der Sicherheit des Forums kostet die Schweiz jährlich mehrere Millionen Franken.

Globalisierungs-Kritiker organisieren seit 2001 parallel zum Weltwirtschaftsforum den Gegengipfel des Weltsozialforums (WSF). Er fand von 2001 bis 2003 in Brasiliens Porto Alegre statt, 2004 in Bombay und zuletzt im Januar 2005 erneut in Porto Alegre.

Ferner gibt es seit 2000 simultan zum WEF in Davos das Treffen „Public Eye on Davos“.

[Bearbeiten] Argumente der Gegner

  • Die Beitrittsgebühr von 37.600 USD (2005) macht den Beitritt für weniger wohlhabende Personen unmöglich
  • Obwohl von Befürwortern immer wieder der Einbezug aller Regionen der Welt genannt wird, stammen 70% der Teilnehmer aus Europa und Nordamerika, 15% aus der Asien-Pazifik-Region und nur 4% aus Lateinamerika.
  • Nur 8% der Teilnehmer kommen von non-Profit-Organisationen
  • Das Forum kostet über 60 Mio. USD (2005). Würde man diesen Betrag z.B. in Entwicklungshilfe investieren wäre der Effekt größer als die Resultate des WEFs
  • Die meisten Teilnehmer beschränken sich auf das Knüpfen von Geschäftsverbindungen, so war 2005 z.B. ein Seminar über das "Entdecken des nächsten wirtschaftlichen Flops" sofort ausgebucht, während man für "Zahlen sich die Menschenrechte aus?" nicht einmal eine Anmeldung benötigte.
  • Trotz der Versprechen, sich auch sozialen Themen anzunehmen, werden die meisten Entscheidungen im Bereich der Wirtschaft gefällt.
  • Es mangele an demokratischer Legitimation: Es werden Weichenstellungen vorgenommen, die die ganze Welt betreffen, die Bürger sind jedoch nicht in Entscheidungen eingebunden. Kritisiert wird, dass es sich bei der Elite von Wirtschaft, Showbusiness und Politik nicht um einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung handelt.
  • Andere kritisieren, dass nur heiße Luft produziert werde, aber nichts entschieden, da das Gremium keinerlei Kompetenzen hat
  • NGOs treten eher als Bittsteller auf, als wirkliches Mitspracherecht zu haben

[Bearbeiten] Argumente der Befürworter

  • Nur am WEF treffen Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur in diesem Ausmaß aufeinander – nur durch Berücksichtigung aller Bereiche können globale Probleme angegangen werden.
  • Das WEF ist eine non-Profit-Organisation
  • Durch die gewaltige Medienpräsenz unterliegen alle Diskussionen und getroffene Vereinbarungen, zu denen Medien zugelassen sind, öffentlicher Kontrolle
  • Das WEF hat bereits gute Resultate gezeigt, beispielsweise haben 1994 Shimon Peres und Jassir Arafat hier zum ersten Mal ein Abkommen entworfen und 1992 haben sich F.W. de Klerk, Präsident von Südafrika, Nelson Mandela und Mangosuthu Buthelezi, Anführer der Zulu zum ersten mal versammelt.
  • Wenn man etwas tun will muss man mit Dialog anfangen – wir sollten uns nicht für Dialog entschuldigen müssen“, Zitat von Mark Adams, Sprecher des WEF

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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