Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren
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Die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren bilden zusammen ein staatliches altsprachliches Gymnasium mit evangelischem Internat in der Tradition der württembergischen Klosterschulen. Sie sind eine Einrichtung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Die Klassen 9 und 10 sind im Kloster Maulbronn untergebracht. Die Klassen 11 bis 13 werden in Blaubeuren zum Teil in Kooperation mit dem Gymnasium Blaubeuren unterrichtet. An dieser über Jahrzehnte gefestigten Tradition des Ortswechsels soll nach Einführung des zwölfjährigen Gymnasiums in Baden-Württemberg ab dem Jahr 2007/2008 nicht mehr festgehalten werden.Stattdessen entstehen zwei eigenständige Schulen, die jeweils die Jahrgänge 9 bis 12 ausbilden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Schwerpunkte nach der Aufteilung
Schwerpunkte in Maulbronn:
- alte Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch)
- Theologie
- Musik
- Kulturgeschichte
Schwerpunkte in Blaubeuren:
- Internationalität
- Angebote des naturwissenschaftlichen Profils, Gespräch Theologie/ Naturwissenschaften
- neue Sprachen
[Bearbeiten] Das Leben im Kloster
Beide Gebäude - Maulbronn und Blaubeuren - prägen die Schulerinnen und Schüler bereits durch ihre historische Architektur und das Erleben eines spirituellen Ortes. Auch wenn diese Eindrücke auf jeden Menschen anders wirken, wird kein Seminarist behaupten können, er sei hiervon nicht beeindruckt und geprägt. Daneben fördern die christliche Prägung und die humanistische Ausrichtung der Schule ein traditionelles und gleichzeitig modernes Bildungsideal.
Die Einheit von Lernen und Leben und das durch die kleinere Schülerzahl mögliche familiäre Miteinander bringen es mit sich, dass Lernprozesse "natürlich" erlebt werden. Das Ziel ist, dem jungen Menschen möglichst umfassend zu seiner Entfaltung zu verhelfen, "Bildung" im vollen Wortsinne. Das heißt: Anregungen und Hilfen zur Stärkung der intellektuellen, der seelischen und der moralischen Kräfte.
Wer durch solche Herausforderungen seine Fähigkeiten und Grenzen, seine Stärken und Schwächen erfahren hat, soll vorbereitet auf die Herausforderungen des Erwachsenen - und Berufslebens - sein, ganz gleich, in welchem Rahmen es sich abspielen wird. Die Schule vermittelt kein Spezialwissen, sondern eine tragfähige Grundlage für Anforderungen verschiedenster Art. So ergreifen Seminaristen auch nach ihrer Schulzeit längst nicht mehr ausschließlich den Beruf des Pfarrers oder Lehrers; sie werden Ärzte und Journalisten, Musiker und Naturwissenschaftler. Die umfassende humanistische Bildung, die Orientierung am christlichen Glauben und das in der Arbeits- und Lebensgemeinschaft mit Gleichaltrigen und Erwachsenen eingeübte Verantwortungsbewußtsein soll ihnen dabei helfen.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Seminare wurden 1556 als evangelische Klosterschulen von Herzog Christoph von Württemberg gegründet und im März 1928 in eine von Kirche und Staat gemeinsam getragene Stiftung überführt. Sie sind die einzigen noch existierenden von etwa 15 Klosterschulen, die Herzog Christoph in seinem Reich gründete, damit dort die Eliteschüler Württembergs auf die Pfarrerausbildung vorbereitet werden sollten. Der weitere Ausbildungsweg nach dem Seminar führte meist ins Tübinger Stift, wo die Schüler dann Theologie studieren sollten.
[Bearbeiten] Berühmte Seminaristen
Persönlichkeiten, die das evangelische Seminar des Klosters besuchten waren: (Beginn und Ende der Zugehörigkeit in Klammern)
- Johannes Kepler (1586–1588).
- Friedrich Hölderlin (1786–1788).
- Justinus Kerner (1795–1797) [Privatunterricht durch Klosterschüler]
- Friedrich Theodor Vischer (Blaubeuren, 1821–1825)
- Hermann Kurz (1827–1831).
- Eduard Zeller (1827–1831).
- Georg Herwegh (1831–1833).
- David Friedrich Weinland (1843–1847).
- Ferdinand von Hochstetter (1829–1884).
- Hermann Hesse (1891–1892)
- Jonathan Zenneck (1885–1959)
- Julius von Jan (1911–1914)
Auch die Lehrer der Seminare leisteten oft Großes:
- Karl Christian Plank, Professor in Blaubeuren, 1879/80 Ephorus (Schulleiter) in Maulbronn.
- Eberhard Nestle 1898/1913 in Maulbronn tätig
[Bearbeiten] Konzerte
Das Seminar Maulbronn organisiert für und mit seinen Schülerinnen und Schülern jährlich eine Chorfreizeit, an dessen Ende immer mehrere Konzerte abgehalten werden, die stets stark besucht werden.
Daneben veranstaltet das Seminar Maulbronn seit Ende der 60er Jahre jeden Sommer die von ihm geschaffene Reihe "Klosterkonzerte Maulbronn". Die Klosterkonzerte - entstanden aus einer Bachwoche 1968 - sind heute ein sommerübergreifendes Musik- festival mit ganz besonderem Flair. Dies hängt natürlich mit dem Ort und der Tradition zusammen, aus der heraus die Klosterkonzerte sich verstehen. Im Zentrum des Interesses steht die Musik und ihre Erfahrbarkeit in spiritueller Atmosphäre. (Quelle: www.klosterkonzerte.de)
[Bearbeiten] Literatur
[Literaturverzeichnis im Aufbau]
- Evangelische Klosterschulen und Seminare in Württemberg 1556–2006. Lernen - Wachsen - Leben. Im Auftrag der evangelischen Seminarstiftung hrsg. von Hermann Ehmer, Martin Klumpp und Ulrich Ott. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2037-9, (ISBN-13:) ISBN 978-3-8062-2037-7
- Hermann Ehmer: Vom Kloster zur Klosterschule. Die Reformation in Maulbronn. In: Maulbronn. Zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosres. herausgegeben vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg. Stuttgart 1997, S. 59-82, ISBN 3-8062-1283-X
- Reinhard Breymayer: Johann Christian Hiller und Justinus Kerners Vetter Johann Gottfried Mayer: Zwei Maulbronner Klosterprofessoren des jungen Hölderlin. In: Suevica. Beiträge zur schwäbischen Literatur- und Geistesgeschichte 9 (2001/2002). Stuttgart 2004 [2005], S. 111–142, ISBN 3-88099-428-5
- Hermann Hesse: Unterm Rad 1906. Suhrkamp, Frankfurt am M. 2002, ISBN 3-518-18834-8