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Geschichte Sambias - Wikipedia

Geschichte Sambias

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorzeit

Ein Schädelfund in Kabwe (Broken Hill Skull) bezeugt eine frühmenschliche Besiedlung um 300.000 bis 120.000 v. Chr. ebenso wie die späteren prähistorischen Malereien am Kifubwa Felsen bei Solwezi wie sie bis Lilongwe zu finden sind und auf eine Besiedelung durch San schließen lassen. Dies Siedlungsgebiet der San scheint nach Norden geographisch von der Lundaschwelle und dem südlichen tansanischen Hochland begrenzt gewesen zu sein. Ihr Kernland war offenbar immer Simbabwe. Alles nördlich und südlich davon Wanderungsperifierie. Offenbar ernährten sie sich von Früchten, Nüssen und Wurzeln, aber auch von erlegtem Wild. Es scheint Entwicklungsunterschiede gegeben zu haben. Um Christi Geburt wird in Sambia eine Population von Jägern und Sammlern von höher entwickelten Nomaden mit Vieh verdrängt, die mutmaßlich ebenfalls San sind. Die in Sambia gefundenen Felszeichnungen aus der Vorzeit sind bei weitem nicht so differenziert wie jene in Simbabwe.

[Bearbeiten] Frühzeit

Aus dem 7. Jahrhundert finden sich im Nordwesten Sambias Siedlungen von Menschen, die den Gebrauch von Eisen kannten und somit das Sambesiquellgebietes sowie das südlich davon überhaupt erstmals besiedeln konnten. Die archäologische Fundstätte Ingombe Ilede an der Mündung des Flusses Lusitu in den Sambesi nahe Siavonga, im vom Karibastausee überfluteten Teil, bietet Artefakte von Textilien, die vermutlich aus Indien stammen, Glocken, die in Westafrika gefertigt worden sind, Kupferbarren, Gold, das vermutlich in Munhumutapa gewonnen wurde, Keramik, deren Tradition nach der Fundstätte benannt wurde, sowie Tonwaren mit einer höheren Qualität als irgendwo sonst in Sambia vor 1500. Es werden Handelsbeziehungen über Munhumutapa vermutet, eine Handelsachse von Nord nach Süd. Ingombe Ilede erreichte seine Blütezeit zwischen 1300 und 1500. Die Fundstücke liegen im Livingstone Museum.

Um 800 erreichen die ersten Bantu, vermutlich Vorfahren der Tonga, vom Kongobecken her nördlichste Teile Sambias. Eine Einwanderung schon um 400 ist unwahrscheinlich und nicht belegt. Mit dieser Einwanderung verschiebt sich erstmals die Nordgrenze des Siedlungsgebietes der San nach Süden. Diese Einwanderer waren Ackerbauern und Viehhirten. Komplexe Überlagerungen von Zeichnungen in Höhlen im Nordosten Sambias belegen, dass einwandernde Bantu diese als Heiligtümer übernahmen. Vieles spricht für ein langsames Infiltrieren der Bantu in sambisches Gebiet.

Fast zeitgleich zu der Kupfergewinnung in Munhumutapa lässt sich für die Zeit um 1000 im sambischen Kansanshi der erste Kupferbergbau nachweisen. Es finden sich aus dieser frühen Zeit Kupferbarren, die möglicherweise als Währung benutzt wurden. Der Kupferbergbau erlebt seine Blütezeit jedoch erst in der Zeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert, als die des Kupferbergbaus in Munhumutapa längst beendet ist. Querverbindungen lassen sich bisher hier weder in Technologie noch in Siedlungsweise herleiten.

Ab 1000 erreichen die ersten Suahelihändler vom Indischen Ozean her vereinzelt und sukzessive den Osten Sambias. Ihre Handelsinteressen betreffen Sklaven, Kupfer, Gold, Elfenbein. Die ältesten Handelsplätze der Suaheli finden sich auf sambischem Gebiet dort, wo sich längst Vorposten und Siedlungen von Munhumutapa fanden wie Zumbo. Dieser Handel mit der arabisch-asiatischen Region entwickelte sich in diesem Gebiet offenbar von Inhambane her, lange bevor er von Sansibar aus einen neuen, völlig eigenständigen Anlauf von Norden her nahm.

Aus der Zeit um 1200 finden sich auf dem Batoka Plateau in Südsambia Tonwaren, deren Muster noch heute gebraucht werden. Dort wurde Baumwolle gesponnen und Tabak geraucht. Da ähnliche Töpferwaren - Luangwa-Tradition genannt - auch im Nord-, Ost- und Zentralsambia, sowie in Malawi und Mosambik gefunden wurden, die sich nur in den Mustern unterscheiden, werden unterschiedliche Einwanderungewellen angenommen, was auf Bantu, konkret auf Chewa und Bemba verweisen würde. Diese Einwanderung setzt die Existenz des Königreich Baluba voraus.

Aus der Zeit des 14. Jahrhunderts finden sich einige Gräber bei Kalomo, in denen Tote mit Ornamenten aus Seemuscheln und exotischem Glass beigesetzt worden sind.

Die Zeit von 1400 bis 1800 liegt weitgehend im Dunkeln, aber es war die Zeit der höchsten Kupferproduktion in Kansanshi. Niemand weiß, wer dies Kupfer gekauft hat.

[Bearbeiten] Die Bantu-Okkupationszeit

Tal des Luangwaflusses
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Tal des Luangwaflusses

Ab 1450 siedeln die ersten Wellen von Bantu im Gebiet des heutigen Sambia. Deren größte Zuwanderung findet allerdings erst in der Zeit zwischen dem späten 17. und frühen 19. Jahrhundert statt. Zu den ersten Einwanderungswellen gehören die Chewa und die Bemba, Stammesgruppen, die nicht sehr groß gewesen sein können. Vermutlich zogen sie in kleinen Gruppen das Luapulatal hinauf, über das Muchinga-Gebirge hinweg und das Luangwatal hinunter, von wo aus sie das Gebiet auf dem gegenüberliegenden Ufer vom heutigen Tete am Sambesi erreichten, in dem sie so ab 1480 siedelten. Um 1600 besteht auch das Königreich der Lunda in den Luapulaauen am Mwerusee

Parallel dazu gibt es ab 1600 erste Siedlungen von Portugiesen in Zumbo und Petauke, die "arabischen" Handelsplätzen folgen, die ihrerseits Siedlungen von Munhumutapa genutzt hatten. Ob es tatsächlich arabische Händler waren, ist nicht gesichert. Die Portugiesen stießen auf Suaheli sprechende Händler und Machthaber.

1835 erreichen eine Siedlungswelle Nguni aus Südafrika von Südosten her den Osten Sambias, die Dedza-Berge und ins das Viphya-Hochland. Ihnen folgen von Süden ab 1838 die Kololo, die rückwandernd den Westen Sambias in der Barotseebene erreichen und dort das Königreich der Lozi gründen.

1851 erreicht David Livingstone erstmals Sambia, 1855 sieht er als erster Europäer die Victoria-Fälle und 1873 die Bangweulusümpfe. Die San sind in dieser Zeit offenbar schon nach Süden hin abgedrängt.

[Bearbeiten] Der britische Kolonialismus

Cecil Rhodes
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Cecil Rhodes

1888 erwirbt Cecil Rhodes Schürfrechte von lokalen Häuptlingen in Sambia. 1890 wird Sambia Teil von Rhodesien. Das britische Interesse für das Land begründet sich in den gefundenen Rohstoffen, vor allem den Kupfererzlagern. 1902 wird der erste Kupferbergbau in Luanshya in Betrieb genommen. Im folgt eine rasante Erschließung der Copperbelt mit Infrastruktur. Schon 1909 wird die Eisenbahn von Livingstone nach Ndola fertiggestellt. Das Gebiet gewinnt eine starke Eigendynamik, zumal sich das Sambesital mit seinen steilen Schluchten als unüberwindliche geographische Barriere erweist, die jeder politischen Einheit Rhodesiens entgegensteht. 1923 wird das heutige Sambia unter britischem Protektorat zu "Nordrhodesien" und somit eigenständig. Die Erschließung des Copperbelt und Aufschwung der Kupferförderung nimmt nun in großem Umfang zu.

Diese Rohstofforientierung hatte in Europa geradezu ein "Fieber" ausgelöst, das nicht ohne Konsequenzen blieb. Vor allem der Erste Weltkrieg wurde von Deutschland genutzt, um Interessen erneut geltend zu machen, die zuvor im Burenkrieg verloren gegangen waren. 1918 gelangte die deutsche ostafrikanische Kolonialtruppe ("Schutztruppe") unter Generalmajor Paul von Lettow-Vorbeck in den Nordosten von Sambia, musste aber bei Kasama wegen einer mörderische Epidemie der Spanischen Grippe aufgeben und kapitulieren. Somit blieben europäische Auseinandersetzungen in Sambia eine unbedeutende Episode.

Stattdessen nahm die Konfrontation zwischen Briten und Bantus zu. 1930 fand der erste Streik der Bergbauarbeiter statt, die keine Gewerkschaften gründen durften, doch Wohlfahrtsorganisationen. Weitere Streiks gab es 1940 und 1956. Da sich die Briten auch in Sambia immer als Gentry respektive Herrenkaste fühlten, einrichteten und so auftraten, gewährten sie ihren Arbeitern gewisse Rechte, doch niemals Gleichheit.

Flagge Nordrhodesiens 1939 -1954
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Flagge Nordrhodesiens 1939 -1954

Da diese Arbeiter alle Bantus waren, gewann dieser Gegensatz rasch eine klassenpolitische Dimension. 1946 wurde die Federation of African Welfare Societies gegründet, die erste "vorpolitische" Partei der Bantu, die aus ihrer Arbeiterbewegung hervorgegangen war. Die wollten gleiche Rechte. 1958 leben 70.000 Weiße im Copperbelt und dominieren die Bantu politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell. Es fand eine rasante Urbanisierung der Region statt, die aus dem Copperbelt eine Insel der Zivilisation zauberte, die die krassesten Gegensätze zu den Siedlungen der Bantu schuf. Die Pocken-Epidemie 1963 war eine Angelegenheit der Bantu, nicht der Briten.

[Bearbeiten] Die Unabhängigkeit

Der Zweite Weltkrieg war das Ende des Kolonialismus. Es folgte zwar eine Phase der Reorganisation, doch war die ohne jeden Bestand. 1954 (bis 1964) wurde Sambia Teil der Zentralafrikanischen Föderation, zusammen mit Südrhodesien (heute Simbabwe) und Njassaland (heute Malawi). Diese drei Länder hatten außer der Tatsache, britisches Kolonialgebiet zu sein, politisch und wirtschaftlich nichts gemeinsam. Sambia war eine Monokultur der Kupfergewinnung. Es gab nie eine nennenswerte Landwirtschaft britischer Kolonisten, wie sie Simbabwe prägt und in Malawi als Plantagenwirtschaft in kleinem Rahmen zu finden ist. In Sambia wirkte kein wirtschaftlicher oder sozialer Impuls der Kolonialmacht in die Breite. Das Kupfer hatte viel schnelles Geld generiert, aber viel weniger in Sambia gelassen als in den beiden anderen Ländern aus viel schwieriger zu nutzenden Ressourcen blieb. Das sollte die politische Ziele der Unabhängigkeitsbewegungen aller drei Länder und ihrer politischen Parteien bis heute prägen. Alle drei Länder haben ihre spezifische wirtschaftspolitsche Akzentsetzung der Kolonialzeit bis heute übernommen.

Kenneth Kaunda
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Kenneth Kaunda

Am 24. Oktober 1964 gewann Sambia unter der Präsidentschaft von Kenneth Kaunda die Unabhängigkeit von Großbritannien, blieb jedoch Mitglied des Commonwealth. Noch im britischen Protektorat "Nordrhodesien" gewinnt Kenneth D. Kaunda 1964 mit der United National Independence Party (UNIP) die Regierungsmacht und setzt die Unabhängigkeit durch. Er nahm sofort das britische Prinzip der wirtschaftlichen Monostruktur auf, förderte die Ansiedlung in den Balllungsräumen an der Eisenbahnlinie und überließ die Kleinbauern sich selbst. Das ging solange gut, wie der Kupferpreis auf dem Weltmarkt hoch und die Exporthäfen erreichbar waren. Als 1965 Rhodesien die Grenze nach Sambia schloß, weil nach der einseitigen Erklärung der Unabhängigkeit der weißen Großbauern dort das Land von den Vereinten Nationen mit Sanktionen belegt wurde, blieb die Benguelabahn wird für Sambia der einzige Zugang zum Meer, was durch den Bürgerkrieg in Angola zunehmend unsicher wurde.

Sambia schlug erst einmal den Weg der kulturellen und politischen Attraktivität ein. 1964 wurde die University of Zambia in Lusaka gegründet, die zunächst auch stark auf dem ehedem angesehenen (zumeist ethnosoziologisch in ganz Zentralafrika arbeitenden) Rhodes-Livingstone Institute of Social Research fußt (vgl. Manchester School of Anthropology). Ab 1965 unterstützt Sambia zunehmend politische Bantu-Organisationen in Nachbarländern wie die Union for the Total Liberation of Angola (UNITA), die Zimbabwe African People's Union (ZAPU), den African National Congress of South Africa (ANC) und die South-West Africa People's Organization (SWAPO). Dann griff die Regierung zur wirtschaftlichen Macht. Ab 1969 übernimmt die sambische Regierung sukzessive 51-Prozent-Mehrheiten an den Kupferbergwerken und -verarbeitungsbetrieben. Die weißen Fachkräfte wurden durch Bantu ersetzt. Doch anhaltend steigende Korruption und Inkompetenz in Betrieben und Verwaltung untergruben die Fundmente der sambischen Politik.

Der Verfall Sambias war somit nur noch eine Frage der Zeit. 1972 erfolgt ein Verbot aller politischen Parteien außer der UNIP von Kenneth Kaunda und 1973 wird Sambia von Kaunda zum Einparteienstaat erklärt, nachdem es Unruhen wegen der neuen Verfassung gab. Als ab 1975 ein kontinuierlicher Fall der Kupferpreise auf dem Weltmarkt einsetzte, dem wichtigsten Exportprodukt des Landes, begann sich eine Schraube nach unten zu drehen, die Sambia bis heute am Boden hält. Das BIP fiel seitdem um 30 Prozent. Die Regierung begann das Land zu verschulden. Sie kürzte die Nahrungssubventionen. Versorgung und Infrastruktur verschlechterten sich zusehends. Als 1976 die mit chinesischer Finanzierung und technischer Hilfe gebaute TAZARA ihren Betrieb zum Hafen von Dar-es-Salaam aufnahm und 1978 die Benguelabahn endgültig zusammenbrach, tat das nichts mehr zur Sache. Exporte und Importe Sambias liefen längst wieder über den Hafen von Durban in der Republik Südafrika. Statt eine Kehrtwende in der politischen Orientierung hin zu den Kleinbauern zu vollziehen, wie sie Malawi unter Hastings Kamuzu Banda zu Entwicklung und Stabilität brachte, folgte eine Zeit des Mauschelns, Mogelns und Manipulierens, die das Volk in die Subsistenz trieb und dort ohne Kunstdünger, Saatgut sich selbst überließ, dafür aber dessen logisch folgenden Raubbau an der Natur mit höchsten Sätzen besteuerte. Als 1984 der erste Fall von AIDS in Sambia berichtet wird, sind Cholera, Typhus und dergleichen längst Alltag in Sambia, Prostitution eine der Haupteinnahmequellen der einfachen Leute.

[Bearbeiten] Die Demokratie

Levy Mwanawasa
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Levy Mwanawasa

1990 lässt Kaunda nach massivem Druck von Zivilgesellschaft und internationalen Gebern die erste demokratische Mehrparteienwahl seit der ersten Republik zu. 1991 wird Frederick Chiluba nach einer Verfassungsänderung und damit verbundenen Parteigründungen zum neuen Präsident gewählt, die neue Regierungspartei ist nun die MMD. Sein Erbe ist schrecklich. 1995 ist die Pro-Kopf-Verschuldung Sambias eine der höchsten der Welt. Es folgt keineswegs eine Phase der Stabilität und Erholung. Nur die Politik kann ihren Lebensstandard gewährleisten, sonst keiner. Als am 2. Januar 2002 in einer umstrittenen Wahl, die EU-Beobachter als chaotisch und nicht fair bezeichnen, Levy Mwanawasa Präsident und Staatschef von Sambia wird, ist das zwar eine kleine Hoffnung, aber die erlischt rasch. Am 1. Oktober 2006 wird Präsident Levy Mwanawasa für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. In diesem Wahlkampf wurde von den Wählern mit einer Bitterkeit artikuliert, die zwanzig Jahre zuvor lebengefährlich gewesen wäre.

Seit 2005 steigt der Kupferpreis auf dem Weltmarkt wieder. Neue Bergwerke werden in Betrieb genommen. Alles sieht aus, als starte nur eine neue Runde. Nachdem die kulturelle Attraktivität der University of Zambia den Nullpunkt erreicht und die politische im Antikolonialistischen Kampf durch die Siege von SWAPO, ANC, ZAPU jede Grundlage verloren hat, wird ein politisches, wirtschaftliches und soziales Elend sichtbar, das ganz andere Ansätze fordert als nur eine neue Runde im Kampf um die Exporterlöse. Ein Blick auf den legalen und vor allem illegalen Grenzhandel genügt, um den Grad von offener Kriminalität von Regierung und Bürgern zu erkennen, der jedes Gemeinwesen zerstört.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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