Geschichte der Stadt Coburg
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Die Geschichte der Stadt Coburg ist seit dem Jahr 1056 dokumentiert.
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[Bearbeiten] Mittelalter
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt 1056 in einer Schenkungsurkunde des Landes um Coburg von der Polenkönigin Richeza an den Erzbischof Anno von Köln. Dieser gründete 1074 auf dem Veste-Berg als Nebenkloster des Klosters in Saalfeld das Kloster Sankt Peter und Paul, welches ab etwa 1150 zur Morizkirche verlegt wurde.
[Bearbeiten] Spätmittelalter
Über den Ausbau und die Veränderungen der Stadt im späten Mittelalter gibt es nur wenige Dokumente. Um 1250 wurde ein Franziskanerkloster an der Stelle der heutigen Ehrenburg gegründet. Die ersten Herrscher von Coburg waren die Meranier, 1265 wurden sie von den Hennebergern abgelöst. Das erste Stadtwappen trug folglich die „Henne auf dem Berg“. 1331 erhielt Coburg das Stadtrecht und das Recht der eigenen Gerichtsbarkeit von Kaiser Ludwig der Baier verliehen. Von 1330 bis ins 15. Jahrhundert wurde an der Hauptkirche der Stadt, der St. Moriz gebaut.
1353 erbte Markgraf Friedrich III. von Meißen und somit das Haus Wettin von dem Henneberger Grafen Heinrich die Herrschaft Coburg; Stadtwappen wurde der Meißener Löwe. Seit 1430 ist der Heilige Mauritius Stadtwappen. 1444 fand in der Stadt erstmals ein urkundlich erwähntes Vogelschießen (heute Schützenfest) statt.
[Bearbeiten] 16. bis 18. Jahrhundert
1485 wurde Coburg nach der Leipziger Teilung Land der Ernestiner. Da die sächsischen Kurfürsten die Reformation unterstützten, konnte diese schon bis 1524 durch den Pfarrer Balthasar Düring in Coburg eingeführt werden. Im Jahr 1530 weilte Martin Luther ein halbes Jahr auf der Veste Coburg, weil er am Reichstag zu Augsburg wegen der über ihn verhängten Reichsacht nicht teilnehmen konnte. Coburg war der nächstgelegene sichere Ort zu Augsburg.
Mit Fürst Johann Ernst wurde Coburg 1542 erstmals als Residenzsitz gewählt. Bis 1547 ließ er das aufgelöste Barfüßerkloster zum herzoglichen Stadtschloss Ehrenburg umbauen. Mit dem Tod des kinderlosen Johann Ernst 1553 endete Coburgs erste Dekade als Residenzstadt. 1576 bis 1579 erfolgte der Bau des neuen, erweiterten Rathauses.
Zwischen 1586 und 1633 war Coburg erstmals Residenz und Hauptstadt des voll selbständigen, eigenstaatlichen Herzogtums Sachsen-Coburg. In dieser Periode gab es unter Herzog Johann Casimir in Coburg eine rege Bautätigkeit. Er ließ zwischen 1597 und 1599 für die herzogliche Behörde das Regierungshaus (heute Stadthaus) am Marktplatz errichten, legte den Grundstein zum 1605 eingeweihten Gymnasium Casimirianum und erbaute von 1616 bis 1621 das Zeughaus in der Herrengasse. Zusätzlich wurde die Veste Coburg zur Festung ausgebaut.
Mit der Besetzung der Stadt durch kaiserliche und bayerische Truppen unter Wallenstein 1632 und der erfolglosen Belagerung der Veste Coburg erreichte der Dreißigjährige Krieg auch Coburg. Zwei Jahre später erfolgte durch kaiserliche Truppen unter dem General Graf Lamboy die erneute Besetzung von Stadt und Belagerung der Veste, die diesmal aber aufgrund einer List erfolgreich war. Nach Ende des Krieges war die Anzahl der Einwohner und Häuser um ungefähr die Hälfte reduziert.
Ab 1680 wurde Coburg wieder herzogliche Residenz, diesmal von Herzog Albrecht, der allerdings 1699 kinderlos starb. Dieser baute das 1690 niedergebrannte Schloss Ehrenburg als Barockschloss wieder auf. 1714 erfolgte der Neubau eines größeren Schützenhauses auf dem Anger. Mit Beendigung der Erbstreitigkeiten unter den Ernestinern und der Schaffung des neuen Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld wurde 1735 Coburg erneut Residenzstadt eines regierenden Herzogs und blieb es nunmehr bis zum Ende der Monarchie 1918. Von 1803 bis 1804 lebte der Dichter Jean Paul als herzoglicher Legationsrat in der Stadt. 1806 bekam Coburg seine erste Straßenbeleuchtung. Zwischen 1806 wurde die Stadt durch französische Truppen besetzt und bis 1807 verwaltet, obwohl das Herzogtum Mitglied im Rheinbund war.
[Bearbeiten] 19. Jahrhundert
Im Jahr 1826 hatte Herzog Ernst I. bei der letzten Ernestinischen Landesteilung im Tausch für Sachsen-Saalfeld das Herzogtum Sachsen-Gotha erhalten. Das neue Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha wurde immer in Personalunion regiert. Für Coburg bedeutete dies, dass es nicht mehr alleinige Residenzstadt war, der Hof wechselte nunmehr bis zum Ende der Monarchie regelmäßig zwischen Coburg und dem größeren und wohlhabenderen Gotha hin und her. Allerdings behielt Coburg wie Gotha seinen eigenen Landtag und die eigenständige Landesverwaltung. In der Regierungszeit von Herzog Ernst I. erfolgte ab 1816 der Neubau der beiden Nordflügel des Residenzschlosses Ehrenburg und mit der Neugestaltung des Schlossplatzes die Schaffung der heutigen Arkaden sowie des Hofgartens. Zusätzlich wurde von 1837 bis 1840 das Hoftheater (heutiges Landestheater) gebaut.
Mit dem Herzoglichen Kunst- und Naturalienkabinett (heutiges Naturkunde-Museum) erhielt die Bevölkerung 1844 einen ersten Zugang zu den Kunstschätzen der Herzöge von Sachsen-Coburg. 1852 wurde in Coburg die herzogliche Baugewerkschule als Vorläuferin der späteren Fachhochschule Coburg gegründet.
Bezüglich der Stadtentwicklung muss 1854 mit der ersten Gasfabrik und 1858 mit dem ersten Eisenbahnanschluss durch die Werrabahn und dem zugehörigen Coburger Bahnhof genannt werden. Die Eisenbahnverbindungen führten unter anderem dazu, dass in den folgenden 60 Jahren Kaiser, Zaren, Könige und Fürsten oft zum Besuch ihrer Verwandtschaft nach Coburg kamen.
Unter der Regentschaft und dem Patronat des liberalen Nachfolgers von Herzog Ernst II. wurde Coburg Zentrum der in Vereinen organisierten deutschen Nationalbewegung. Der 1859 gegründete Deutsche Nationalverein nahm seinen Sitz in Coburg. In der herzoglichen Reithalle am Schlossplatz wurde im Juli 1860 das Erste Deutsche Turn- und Jugendfest sowie im September die erste Generalversammlung des Deutschen Nationalvereins veranstaltet. Zwei Jahre später im Jahr 1862 erfolgte die Gründung des Deutschen Sängerbundes. 1872 wurde die Stadt außerdem ständiger Tagungsort des Coburger Landsmannschafter-Verbandes (LC). Bei den genannten Veranstaltungen besuchten meist einige tausend Teilnehmer und Gäste die Stadt.
Schon 1860 baute man das erste Wasserklosett englischer Herstellung in Schloss Ehrenburg für die Königin Viktoria von England ein. Die ersten hölzernen Trinkwasserleitungen wurden 1870 von den Quellen des Kürengrunds und Pilgramsroths in die Stadt geführt. Ab 1891 errichtete man zur Wasserversorgung ein Netz, das von 13 Kilometer entfernt liegenden Quellen bei Fischbach im Froschgrund gespeist wurde.
Der Walzerkönig Johann Strauß kam 1886 von Wien in die Stadt um Coburger Bürger zu werden, damit er sich scheiden lassen konnte. 1894 waren anlässlich der Fürstenhochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein mit der Tochter von Herzog Alfred, Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha, deren gemeinsame Großmutter die Königin Viktoria von England, der Deutsche Kaiser Wilhelm II., der spätere Zar Nikolaus II. von Russland und weitere hocharistokratische Verwandtschaft zu Besuch in Coburg.
[Bearbeiten] 20. und 21. Jahrhundert
Erst 1903 wurden in Coburg die Elektrizitätswerke in Betrieb genommen, aber schon 1907 das Krematorium, als eines der ersten in Deutschland. Im gleichen Jahr war auch die Einweihung des Ernst-Alexandrinen-Volksbades. Der Bau des Hallenbades ging auf eine Initiative der Herzogin Alexandrine (Witwe Ernst II.) zurück und wurde von ihr auch finanziell unterstützt. 1913 wurde auf der Brandensteinsebene vom Deutschen Flugverband zur Unterstützung der Militärluftfahrt der Flugstützpunkt Coburg mit Flughallen, als dritter im Deutschen Reich, eröffnet.
Am 14. November 1918 endete mit dem Rücktritt des letzten in Coburg residierenden Herzogs Carl Eduard die Monarchie.
In der ersten freien Volksabstimmung in Deutschland votierten 1919 über 88 % der Wähler gegen den Zusammenschluss des Freistaates Coburg mit dem Land Thüringen. Somit kam es im folgenden Jahr, nach mehreren Jahrhunderten staatlicher Eigenständigkeit, zur Vereinigung mit dem Freistaat Bayern. Der Vereinigunsgvertrag sicherte Coburg den Fortbestand bisheriger Einrichtungen (z. B. Landestheater und eigenes Staatsarchiv). 1919 wurde das Metallwerk Max Brose & Co gegründet, heute als Brose Fahrzeugteile GmbH mit 2200 Mitarbeitern zweitgrößter Arbeitgeber in Coburg. 1926 erfolgte die Einweihung des Freibades an der Rosenauer Straße.
Am 2. September 1921 fand nach der Ermordung von Matthias Erzberger auf dem Schlossplatz eine Protestkundgebung der SPD und USPD mit ungefähr 3000 Teilnehmern statt. Beim anschließenden Demonstrationszug durch die Innenstadt, der von den Behörden verboten worden war, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Landespolizei. Diese setzte unter anderem Schusswaffen ein, wodurch es zu einem Toten und 20 Verletzten kam und die Ereignisse als Coburger Blutsonnabend bekannt wurden.
Vom 14. bis 15. Oktober 1922 wurde in Coburg durch den Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund der dritte Deutsche Tag mit ungefähr 3000 Teilnehmern durchgeführt. Zur Veranstaltung war auch die NSDAP mit Adolf Hitler eingeladen worden. Hitler kam in einem Sonderzug mit 650 SA-Begleitern in die Stadt. Straßenkämpfe und Schlägereien mit Gegendemonstranten linker Parteien sowie antisemitische Kundgebungen bestimmten dieses Wochenende in Coburg. In Hitlers Buch Mein Kampf wurde der Zug nach Koburg als Markstein der Bewegung besonders gewürdigt. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Stadt zu einer bekannten Hochburg des Nationalsozialismus und wurde im englischen Sprachraum später mit The first Nazi town tituliert. Schon 1929 erhielt die NSDAP zum ersten Mal in einer deutschen Stadt bei den Stadtratswahlen die absolute Mehrheit. Es begann die Karriere des späteren Bürgermeisters und Gauleiters Franz Schwede. Dieser sorgte unter anderem dafür, dass 1932 Coburg als erste deutsche Stadt Adolf Hitler die Ehrenbürgerrechte verlieh. Im gleichen Jahr wurde das sogenannte Coburger Ehrenzeichen für die Teilnehmer am Deutschen Tag von 1922, eine der höchsten Auszeichnungen der NSDAP, eingeführt.
Zeitgleich mit dem Zuspruch für den Nationalsozialismus entwickelte sich in der Stadt der Antisemitismus. Schon 1923 beklagte sich der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens bei der Regierung von Oberfranken über Gewalttätigkeiten von NSDAP-Mitgliedern gegen die jüdische Bevölkerung Coburgs. In den folgenden Jahren nahmen die Übergriffe immer mehr zu und fanden einen ersten Höhepunkt schon 1931. Im Jahr 1929 beschloss der Stadtrat die Besteuerung von Warenhäusern und Filialen, diese waren in Coburg generell in jüdischem Besitz. Coburg führte diese Steuer als erste Stadt in Deutschland ein. Am 10. März 1933 begann, zusammen mit Verhaftungen und Misshandlungen, der Boykott sowie die Aufforderung zur Schließung jüdischer Geschäfte. 1933 hatte die jüdische Gemeinde noch 233 Mitglieder, Ende 1942 lebte keiner mehr in der Stadt, da sie entweder ins Ausland geflohen waren oder in Vernichtungslager deportiert wurden.
Nach Artilleriebeschuss und Bombardierung durch Tiefflieger wurde Coburg am 11. April 1945 durch Verbände der 11. US-Panzerdivision der 3. Armee General Pattons besetzt. Trotzdem hatte die Stadt den Zweiten Weltkrieg relativ unzerstört überstanden. Es gab 44 total zerstörte, 112 schwer sowie 328 leicht beschädigte Häuser. Die Volksabstimmung von 1919 mit dem Anschluss an Bayern zeigte jetzt unerwartete Folgen. Coburg und der Landkreis Coburg wurden Teil der Amerikanischen Besatzungszone, während das thüringische Hinterland zur Sowjetischen Besatzungszone gehörte und bis 1989 durch die Zonengrenze von Coburg abgeschnitten blieb. Coburg lag somit im Zonenrandgebiet.
Im Jahr 1950 verlegte die Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a. G., Erfurt ihren Sitz nach Coburg. Heute heißt die Versicherungsgruppe HUK-COBURG und ist mit über 4100 Mitarbeitern in Coburg der größte Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. Seit 1951 ist Coburg der ständige Tagungsort des Coburger Conventes der Landsmannschaften und Turnerschaften an Deutschen Hochschulen (CC) (Pfingstkongress).
Am 11. November 1989, dem ersten Samstag nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze, kamen ungefähr 55.000 Bürger der DDR in ihren Autos nach Coburg. Dies führte unter einer überschwenglichen Stimmung zu einem Verkehrschaos und einem Ausverkauf in den Geschäften. Seitdem hat die Stadt wieder ihre zentrale Lage in Deutschland, was aber auch den Abzug des Bundesgrenzschutzes im Jahr 1998 zur Folge hatte, wodurch Coburg keine Garnisonsstadt mehr ist.
Im Juli 1992 fand erstmals das Samba-Festival statt, welches sich seitdem mit über 80 Gruppen und 2000 Aktiven zur größten Veranstaltung dieser Art außerhalb Brasiliens entwickelte und mit über 100.000 Besuchern inzwischen das wichtigste jährliche Ereignis in der Stadt geworden ist.
Obwohl keine Residenzstadt mehr, hat Coburgs Bedeutung für die Region, insbesondere durch die Vereinigung mit Bayern und durch die Wiedervereinigung Deutschlands, zugenommen. Die Stadt, seit 30. Mai 2005 Europastadt, ist Oberzentrum mit wichtiger Infrastruktur, wie Landestheater, Landesbibliothek, Klinikum und vielen verschiedenartigen Schulen. Daneben gibt es in Coburg über 27.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und mit 1240 Euro pro Einwohner hat die Stadt die höchsten gemeindlichen Steuereinnahmen in Deutschland.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Heinz Pellender: Chronik der Stadt und der Veste Coburg der Herren und Herrscher über Coburg und das Coburger Land. Fiedler-Verlag: Coburg 2000, ISBN 3-923434-08-1
- Harald Sandner: Coburg im 20. Jahrhundert. Die Chronik über die Stadt Coburg und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1999 - von der "guten alten Zeit" bis zur Schwelle des 21. Jahrhunderts. Gegen das Vergessen. Verlagsanstalt Neue Presse: Coburg 2002, ISBN 3-00-006732-9
- Walter Schneier: Coburg im Spiegel der Geschichte. Von der Urzeit bis in die Gegenwart. Auf den Spuren von Fürsten, Bürgern und Bauern. Verlagsanstalt Neue Presse: Coburg, 2. Aufl., 1986
- Initiative Stadtmuseum Coburg e. V.: Voraus zur Unzeit. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, Coburg 2004, ISBN 3-9808006-3-6
- Joachim Albrecht: Die Avantgarde des "Dritten Reiches". Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922-1933. Frankfurt: Peter Lang, 2005, ISBN 3631537514, Rez. [1]
- Gert Melville (Hrsg.): 45-75: Coburgs Weg in die Gegenwart. Ein Buch zur Alltagsgeschichte Coburgs in den Jahren 1945 bis 1975, Schriftenreihe der Historischen Gesellschaft Coburg e.V. Band 20, Coburg 2006, ISBN 3-9810350-2-X (Webseite dazu)
- Hubert Fromm: Die Coburger Juden. Geschichte und Schicksal, 2. erw. Aufl. 2001, ISBN 3-9808006-1
- Edmund Frey; Reinhard Heinritz (Hrsg.): Coburg aus dem 'Dintenfas'. Literarische Streifzüge durch vier Jahrhunderte, quartus-Verlag, 2005, ISBN 3-936455-32-5