Walter Fabian
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Walter Max Fabian (* 24. August 1902 in Berlin; † 15. Februar 1992 in Köln) war ein sozialistischer Politiker, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Journalist und Übersetzer.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Weimarer Republik
Der aus einer liberalen jüdischen Familie stammende Fabian nahm 1920 ein Studium der Philosophie, Pädagogik, Geschichte und Ökonomie auf , welches er an den Universitäten Berlin, Freiburg, Gießen und Leipzig absolvierte und 1924 mit einer Promotion abschloss. Seit 1920 für sozialdemokratische Zeitungen schreibend, trat Fabian 1924 der SPD und der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) bei und war als Lektor, in der Bildungsarbeit der SPD und ab 1925 als Redakteur der sozialdemokratischen Volksstimme in Chemnitz tätig, hier gehörte er auch dem Bezirksvorstand der Partei an; ab 1928 redigierte er in Dresden die sozialdemokratische Pressekorrespondenz Sachsendienst. Als entschiedener Kriegsgegner und Kritiker der Koalitionspolitik der SPD zählte Fabian zum linken Parteiflügel und gab seit 1928 das Zirkular Sozialistische Information heraus und begann vor allem unter den Jungsozialisten und in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) linke Kritiker des Parteivorstandes um sich zu sammeln. Für seine Kritik an der Parteilinie und die Weigerung, die Sozialistische Information einzustellen, wurde Fabian im September 1931 aus der SPD ausgeschlossen und trat mit 1000 von 1.200 ostsächsischen SAJ-Mitgliedern der wenig später gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) bei. Hier zum linken Parteiflügel gehörend, wurde er zum Bezirksvorsitzenden für Ostsachsen und im März 1932 auch in den Parteivorstand gewählt, ab September leitete er u.a. zusammen mit August Enderle das Parteiorgans Sozialistische Arbeiter-Zeitung.
[Bearbeiten] Untergrund und Exil
Auf dem nach der Machtübertragung an die NSDAP schon in der Illegalität abgehaltenen Parteitag der SAPD im März 1933 wurde Fabian erneut in den Vorstand gewählt. Sei dem Reichstagsbrand unter dem Decknamen Kurt Sachs klandestin lebend, war Fabian bis zu seiner Flucht im Januar 1935 der Kopf der durch Verhaftungen im Sommer 1933 geschwächten Inlandsleitung der SAPD. Über Prag nach Paris geflüchtet, wurde Fabian Mitglied der Exilleitung der SAPD und war vor allem publizistisch tätig. Zunächst die Volksfrontpolitik unterstützend, entwickelte er sich gemeinsam mit Erwin Ackerknecht und Peter Blachstein zum Zentrum der innerparteilichen Opposition gegen die aus seiner Sicht prostalinistische Politik der Parteiführung um Jacob Walcher und kritisierte die Moskauer Prozesse und die Unterdrückung der POUM. Gemeinsam mit Blachstein und Ackerknecht wurde Fabian 1937 aus der SAPD ausgeschlossen und rief die Gruppe Neuer Weg, deren gleichnamige Zeitschrift er redigierte, ins Leben.
Nach Kriegsbeginn 1939 zeitweise in Frankreich interniert trat Fabian unter Druck der Fremdenlegion bei, nach der Demobilisierung 1940 war er in Südfrankreich bis zu seiner Flucht 1942 in die Schweiz als Flüchtlingshelfer aktiv. In der Schweiz nahm er nach einer kurzen Internierung Anfang 1943 seine journalistische Arbeit wieder auf und arbeitete für den deutschen Exil-PEN, den Schutzverband Deutscher Schriftsteller, deren schweizer Gruppe er zeitweise vorstand, in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und Flüchtlingsorganisationen. Daneben betätigte sich Fabian beruflich in dieser Zeit als Übersetzer literarischer Werke aus dem Französischen, so u.a. von Werken von Romain Rolland, François Mauriac und Charles Baudelaire. Weiterhin schrieb er seit Kriegsende Artikel für verschiedene Zeitungen in Deutschland wie die Frankfurter Rundschau und den Weser-Kurier.
[Bearbeiten] Rückkehr in die BRD
1957 siedelte Fabian in die BRD über, wo er auf Veranlassung von Otto Brenner Chefredakteur des DGB-Organs Gewerkschaftliche Monatshefte (GMH) wurde, die er bis 1970 leitete. Von 1958 bis 1964 war er darüber hinaus Vorsitzender der Deutschen Journalisten-Union (dju) Die Zusammenarbeit mit der DGB-Führung gestaltete sich schwierig, da Fabian anders als viele andere ehemalige SAPD-Mitglieder an seinen dezidiert linkssozialistischen, "luxemburgistischen" Anschauungen festgehalten hatte, nicht der SPD (wieder) beigetreten war und ein "Hereinredigieren" seitens des DGB-Bundesvorstandes in die GMH ablehnte. 1970 wurde Fabian in Folge dieser Differenzen vom DGB-Vorsitzenden Heinz Oskar Vetter von seinen Funktionen entbunden. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland engagierte sich Fabian darüber hinaus in der Friedensbewegung, gegen den Vietnamkrieg, für die deutsch-polnische Verständigung und gegen die Notstandsgesetze. Nach dem Ende seiner Tätigkeit für die GMH war Fabian u.a. führend in der Humanistischen Union (der er von 1969 bis 1973 vorstand), der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (1977 wurde Fabian deren Ehrenpräsident) und dem P.E.N.-Zentrum tätig, außerdem nahm er seit 1966 eine Honorarprofessur für Pädagogik an der Universität Frankfurt wahr. 1970 wurde er mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte ausgezeichnet.
[Bearbeiten] Zitate
- "Auch ich träume manchmal davon, dass es Deutschlands Bestimmung sein möge, den Abgrund zwischen Ost und West zu überbrücken, indem es die sozialistische Wirtschaftsbasis des Ostens mit der politischen Demokratie des Westens verbindet." (1985)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Walter Fabian im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jörg Wollenberg: Walter Fabian - Brückenbauer der Linken: Teil 1 & Teil 2
- Hans O. Hemmer: Das Prinzip ist wichtiger als die Taktik. Zur Erinnerung an Walter Fabian (1902-1992)
- Walter Fabian: Die Deutsch-Polnische Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland (1984, pdf, 210 kb)
[Bearbeiten] Werke
- Die Friedensbewegung: Ein Handbuch der Weltfriedensströmungen der Gegenwart. Berlin 1922. (gemeinsam mit Kurt Lenz)
- Die Kriegsschuldfrage. Grundsätzliches und Tatsächliches zu ihrer Lösung. Leipzig 1925
- Klassenkampf um Sachsen. Ein Stück Geschichte 1918 - 1930. Löbau 1930
- Mit sanfter Beharrlichkeit. Ausgewählte Aufsätze 1924-1991. Frankfurt/Main 1992 ISBN 3-7638-0187-1 (Hrsg. und eingel. von Anne-Marie Fabian und Detlef Hensche)
[Bearbeiten] Literatur
- Anne-Marie Fabian (Hrsg): Arbeiterbewegung, Erwachsenenbildung, Presse. Festschrift für Walter Fabian zum 75. Geburtstag. Köln 1977 ISBN 3-434-00341-X
Personendaten | |
---|---|
NAME | Fabian, Walter Max |
ALTERNATIVNAMEN | Sachs, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | sozialistischer Politiker, antifaschistischer Widerstandskämpfer und Journalist |
GEBURTSDATUM | 24. August 1902 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 15. Februar 1992 |
STERBEORT | Köln |