Mikojan-Gurewitsch MiG-21
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Die Mikojan-Gurewitsch MiG-21 (NATO-Codename Fishbed) ist ein einsitziges sowjetisches Front-Abfangjagdflugzeug. Bereits 1959 in Dienst gestellt, wurde die MiG-21 von mehr als 50 Ländern eingesetzt und in vielen Varianten in Lizenz gefertigt. In der VR China werden bis heute MiG-21-Varianten unter der Bezeichnung J-7 oder F-8 produziert. Insgesamt gab es rund 15 verschiedene Versionen der MiG-21.
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[Bearbeiten] Entwicklung
Die Serienproduktion der MiG-19 hatte noch nicht voll begonnen, als im OKB Mikojan bereits an einem neuen Auftrag für ein Mach-2-Jagdflugzeug gearbeitet wurde. Hierfür war zunächst grundsätzlich die Auslegung als Pfeil- oder als Deltaflügler abzuklären, ebenso wie Detailfragen der Regulierung der Luftzuführung fürs Triebwerk, eines eventuellen zusätzlichen Raketenantriebs usw. was mit zahlreichen Windkanalmodellen und Versuchmustern geklärt wurde. Als erstes Versuchsmuster flog am 14.Februar 1954 der leichte Pfeilflügler E-2 mit RD-9-Triebwerk, am 14.Juni 1956 folgte die prinzipiell gleich aufgebaute E-4, die allerdings eine Deltaflügel besaß. Bei beiden Mustern zeigte sich, dass das Triebwerk zu schwach war, man hatte aber mit dem 1955 gebauten Pfeilflügler E-50 ein Muster geschaffen, das mit einem zusätzlichen Raketentriebwerk, ähnlich wie bei der S-12PMU, bereits die geforderte Geschwindigkeit erreichen konnte. Als ab 1956 das leichtere und leistungsfähigere Triebwerk Tumanski R-11 zur Verfügung stand, hatte man endlich einen passenden Antrieb, der in entsprechend ausgerüsteten E-2A, E-5A und E-50A erprobt wurde. Die E-2 und E-5 wurden beide 1956 anläßlich einer Luftparade der Öffentlichkeit vorgestellt, nach umfassender Erprobung entschied man sich für den Deltaflügler E-5, baute aber als Rückversicherung trotzdem noch eine Versuchsserie von 30 E-2A. Parallel erprobte man an einigen umgebauten MiG-19 die optimale Geometrie des Lufteinlaufkegels, welcher bei den ersten Versionen der MiG-21 noch in drei Stufen, später aber stufenlos ein- und ausgefahren werden konnte. 1958 erschien dann mit der E-6 das letzte Vorserienmuster der MiG-21. Sie besaß ein R-11-300-Triebwerk, Deltaflügel mit drei Grenzschichtzäunen und konnte als spezielle Rekordversion E-66 bzw. E-66A, die so bei der FAI gemeldet wurden, zwischen 1959 und 1961 zahlreiche Geschwindigkeits- und Höhenrekorde aufstellen. 1959 entstand die E-6T, die so unmittelbar als MiG-21F (auch als Samoljot 73 bezeichnet) in Serie ging.
In der Sowjetunion liefen Mitte der 1970er Jahre die letzten MiG-21 vom Band. Weltweit wurden bislang schätzungsweise 11.000 dieser Flugzeuge produziert. Zurzeit (2004) sollen noch 3.000 in rund 40 Armeen weltweit im Einsatz sein, diese werden z.T. weiteren Modernisierungsprogrammen unterzogen. Erst 2002 wurden 31 MiG-21 von Kasachstan über China nach Nordkorea geliefert. Sie ist somit das nach Ende des Zweiten Weltkriegs am meisten gebaute (bzw. nachgebaute) Kampfflugzeug der Welt.
[Bearbeiten] Technisches
Die MiG 21 besitzt Deltaflügel und ein zentral angeordnetes Triebwerk, das über die Nase die Luft ansaugt. Die ersten Versionen der MiG-21 besaßen kein Bordradar. Der Pilot wurde vom Boden aus an das Ziel herangeführt, um dann rein visuell den Gegner zu erfassen und zu bekämpfen. Spätere Versionen bekamen dann eine Funkmessstation in den Konus des Lufteinlasses. Die Ursprungsversion besaß zwei 30-mm-Maschinenkanonen, die aber bei späteren Serien zunächst nacheinander entfielen.
Alle Varianten haben ein Reichweitenproblem, da sie als Abfangjäger für die Luftverteidigung konzipiert waren. Die Ursprungsversionen hatten nur Kraftstoff für rund 15 min Überschallflug. Diese Zeit war für ein erfolgreiches Abfangen von Stratosphärenzielen in der Regel ausreichend. Spätere Versionen bekamen zusätzliche Tanks in der Rückenwurzel eingebaut. Allerdings waren diese nicht voll ausfliegbar, ohne die Trimmung der Maschine zu verändern. Unter dem Rumpf konnte allerdings ein Zusatzbehälter (ZB) mit 800 l oder 490 l Fassungsvermögen mitgeführt werden. Dieser wurde beim Übergang zum Luftkampf abgeworfen.
[Bearbeiten] Versionen
Die ersten Typen im Truppendienst waren die Abfangjäger MiG-21F-13, eine leicht verbesserte Großserienausführung der MiG-21F, und MiG-21PF, 1960 auf Basis des Prototyps E-7 (Samoljot 75) entstanden, mit zwei Bewaffnungsaufhängepunkten unter den Tragflächen für Funkmess-/oder Infrarot-Luft-Luft-Raketen oder UB16 Behältern mit ungelenkten Raketen oder Bomben. Es gab auch von der MiG-21F-13 unbewaffnete Fotoaufklärer mit Kameraausrüstung. Von den meisten Versionen gab es zweisitzige Schulversionen MiG-21U, später verbessert als MiG-21US und MiG-21UM. Die modernisierte Variante der MiG-21PF hieß MiG-21PFM. Das System SPS diente zur Beeinflussung der Grenzschicht am Flügel. Die nachgerüsteten MiG-21PFM hießen MiG-21PFS und die bei Produktion bereits mit SPS ausgerüsteten MiG-21SPS, welche die zweite Generation der MiG-21-Familie eröffnete. Die MiG-21SPS war die leichteste Version mit der größten statischen Gipfelhöhe (ca. 18.000 m).
- P in der Bezeichnung heißt Abfangjäger
- F in der Bezeichnung heißt Nachbrenner
- M in der Bezeichnung heißt modernisiert
- U in der Bezeichnung heißt Schulversion (zweisitzig)
Da die Luft-Luft Raketen der ersten Generation sehr ungenau waren und das Flugzeug nach dem Verschießen der zwei Raketen unbewaffnet war, sah man bei späteren Serien wieder den Einbau einer Maschinenkanone vor. Die erste neue Version mit Maschinenkanone, die MiG-21-SPS-K (in der Sowjetunion führte diese Serie auch die Bezeichnungen PFMA/Je-7SPS/Typ 94K), konnte in einem Zusatzbehälter GP-9 für den Anbau unter dem Rumpf (Aufhängepunkt für ZB) eine 23-mm-Maschinenkanone "GScha 23" mitführen. Die Weiterentwicklung mit SPS und festeingebauter Kanone sowie 4 Aufhängepunkten für Bewaffnung an den Flügeln führten zur dritten Generation der MiG-21 mit der MiG-21S, MiG-21SM, MiG-21M und MiG-21MF.
Eine der leistungsfähigsten MiG-21-Varianten ist die MiG-21MF (Fishbed-J). Sie wurde in der Sowjetunion von 1974 bis 1975 gebaut und verfügt über einen besseren Antrieb (zweite Nachbrennerstufe), eine fest eingebaute Zwillingskanone, größere Tankkapazität, ein leistungsfähigeres Radar RP-22S mit einem neuen Visier ASP-PF, ein Rückblickperiskop auf dem Cockpit, verbesserte Allwetter-Einsatzfähigkeit und die Möglichkeit, eine größere Vielfalt von Raketen und Bomben zu transportieren, was ihren Wert im Kampf gegen Bodenziele steigert. Aus ihr wurde eine spezielle Aufklärerversion MiG-21R abgeleitet. Die letzte Version war die nochmals verbesserte MiG-21bis. Sie verfügte über ein Triebwerk-Sonderregime, welche kurzzeitige Steigleistungen von bis zu 250 m/s im Höhenbereich < 3000m ermöglichte sowie in der Variante "SAU" einen Autopiloten und das Navigationssystem RSBN. Die MiG-21 kann bis zu den folgenden Bedingungen problemlos landen: 200 m Wolkenuntergrenze und zwei km Sicht.
Es existieren sogar Varianten, die versuchsweise in der Lage waren, Waffen aus dem NATO-Arsenal zu feuern, wie Sidewinder und AMRAAM. Selbst im Arsenal der US-Luftwaffe existieren MiG-21 unter der Bezeichnung YF-110. Die MiG-21 ist vor allem für den Luftkampf auf mittlere und geringe Entfernungen gedacht, kann aber eingeschränkt auch Boden- und Seeziele bekämpfen.
1993 wurde das bislang jüngste Verbesserungsprogramm für die MiG-21 im Auftrag der indischen Luftwaffe aufgelegt. Es umfasst vor allem ein neues Radar und neue Waffensysteme, so dass der AMRAAM vergleichbare AA-12 abgefeuert werden können. Der Umbau betraf eine Serie von 123 Maschinen. Beim COPE-India 2004 konnten sich die modernisierten MiG-21 gegen F-15, die jedoch ohne AWACS-Unterstützung antraten, gut behaupten.
[Bearbeiten] Technische Daten
Kenngröße | MiG-21F-13 | MiG-21MF | MiG-21SPS-K |
---|---|---|---|
Länge | 15,77 m | 15,76 m | 13,85 m |
Spannweite | 7,16 m | 7,15 m | 7,15 m |
Höhe | 4,80 m | 4,12 m | 4,13 m |
Flügelfläche | - | 23,00 m² | 22,95 m² |
Leermasse | 4.600 kg | - | - |
Startmasse | 8.500 kg | normal 8.200 kg maximal 9.400 kg |
maximal 7.775 kg |
Treibstoffvorrat | - | normal 2.650 l maximal 4.070 l |
- |
Triebwerk | Ein Tumanski R-11F-300 Strahltriebwerk 57,48 kN mit Nachbrenner |
Ein Tumanski R-13-300 Strahltriebwerk 40,30 kN ohne und 60,70 kN mit Nachbrenner |
Ein Tumanski R-11F-2-S-300 Strahltriebwerk 42,25 kN ohne und 56,40 kN mit Nachbrenner |
Höchstgeschwindigkeit | 2.178 km/h | 2.230 km/h in 11.000 m 1.300 km/h in Bodennähe |
2.175 km/h |
Marschgeschwindigkeit | - | 1.200 km/h | - |
Landegeschwindigkeit | - | 270 km/h | 280 km/h |
Steiggeschwindigkeit | - | 180 m/s | - |
Dienstgipfelhöhe | 17.500 m | 19.000 m | 19.900 m |
Reichweite | 1.640 km | normal 1.100 km maximal 1.800 km |
1.370 km |
Startrollstrecke | - | 800 m | - |
Landerollstrecke | - | 550 m | - |
Bewaffnung | 2 Kanonen 30mm; ungelenkte Raketen | 1 Zwillingskanone 23mm (GSch-23; 200 Granaten) 4 Lenkraketen Luft-Luft R-60 oder 128 ungelenkte Raketen 57mm (4 Behälter UB-32) oder 2.000 kg Kampfmittel |
4 Lenkraketen Luft-Luft; 1 Zwillingskanone 23mm im externen Container möglich |
Besatzung | 1 Mann | 1 Mann | 1 Mann |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Mikoyan-Gurevich MiG-21 – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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